Dienstag, 1. Mai 2018

Rumänien - Erstmals Aus im Halbfinale?

Bis zur ersten Probe auf der ESC-Bühne ist Rumänien auf direktem Wege, mit Vollgas, auf das erste Ausscheiden im Halbfinale der Landesgeschichte zugesteuert. Das ausgerechnet im großen Jubiläumsjahr, mit dem Monster-Vorentscheid über acht Shows quer durchs Land, in kuriosen Kulissen mit insgesamt 72 Songs, die aber leider allesamt ganz weit unter dem Niveau waren das Rumänien sonst hat. Doch TVR ist nicht ohne Grund ausnahmslos jedes Jahr ins Finale eingezogen. Die Delegation weiß natürlich dass ihr Beitrag sehr schwach ist. Die einzige Möglichkeit das noch zu retten war das Staging - und ESC-Fans wissen dass Rumänien immer ein sehr gutes Staging hat.

Diese Probe hat mich weggeblasen! Ich bin von dem was ich gesehen habe sehr beeindruckt! Dieses Staging geht einem wirklich nahe. Schon das Kleid von der Sängerin Cristina ist sehr gutaussehend. Am besten kommt es zum Vorschein wenn sie sich dreht und die Stoffteile in der Luft schöne Figuren schlagen. Die fünf anderen Bandmitglieder sind alle in hellem weiß gekleidet, was perfekt zum gesamten Konzept passt. Die Cellistin wird auf ihrem Podest fast schon majestätisch in Szene gesetzt. So gut konnte ich mir ihren persönlichen Auftritt gar nicht vorstellen. Ich glaube dass alleine das bei der Jury einige Punkte bringen wird, denn wer Ahnung von Musik hat und weiß welche Bedeutung das weiblichste Instrument, also das Cello, hat, versteht wie viel Symbolkraft dahinter steckt. An den Hinterköpfen tragen die Bandmitglieder die weißen Masken aus dem Preview Video. Während der Performance drehen sie sich um, sodass die Masken in den Fokus rücken.

Es dürfen nur sechs lebendige Menschen auf der ESC-Bühne stehen. Rumänien wollte die für den Umbau zuständigen Angestellten ein bisschen beschäftigen und bringt deswegen eine große Zahl an den Schaufenster-Puppen vom Preview Video mit. Diese füllen die Bühne aus und machen, zusammen mit dem ganzen Konzept, die Botschaft des Songs deutlich, die ich nun endlich auch verstanden habe. Die Puppen und Masken sehen überhaupt nicht billig aus, sondern geben dem Auftritt seine Professionalität.

Dieses Staging macht wirklich Eindruck und stellt den Zuschauer vor die Frage ob wir denn nun Menschen, oder Puppen sind, ob wir unsere Seele hinter Mimik losen, farblosen Masken verstecken, ob wir überhaupt eine Seele haben und warum wir uns überhaupt so verhalten wie wir es tun. Der Eurovision Song Contest ist ein Wettbewerb bei den es um große Kunst geht. Musik ist wissenschaftlich gesehen eine der vier Kunstformen. Diese drei Minuten sind ein sehr großes Kunstwerk! Ich bitte die rumänische Delegation nun auch nicht mehr darum die ersten zwei Minuten des Songs zu streiten, denn diese sind für dieses Kunstwerk notwendig.

Leider ist auch solch einfache Kunst für viele Menschen schon zu schwer zu verstehen und so beklagen sich viele im Pressezentrum dass sie verstehen dass dieses Staging uns irgendetwas sagen soll, sie aber keinen blassen Schimmer haben was. Es ist ein bisschen wie bei Bosnien-Herzegowina 2016, die dadurch tragisch knapp im Halbfinale ausgeschieden sind.

Es ist schwer zu sagen ob Rumänien durch diese Probe wieder zurück im Rennen ist, oder sich entgültig ins Abseits gekickt hat. Versucht und riskiert hat TVR auf jeden Fall alles was möglich war und davor muss man den Hut ziehen. Die Arbeit die TVR beim ESC betreibt sollte jeder Rundfunk an den Tag legen. So sind die Ergebnisse Rumäniens auf jeden Fall verdient und auch dieses Jahr ist jeder Punkt der an Rumänien geht etwas das sich diese Rundfunkanstalt hart erarbeitet und verdient hat.






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