Sonntag, 2. Juni 2024

ESC 2014-2024 (21/45): Finnland

Finnland landet bei mir entweder weit unten, oder weit oben. Ein Dazwischen scheint es nicht zu geben. Entsprechend gespalten ist auch mein Gefühl zu diesem ESC-Land.

Platzierung als Nation in meinen Rankings: 25. (37./27./9.)

Beste Platzierung in meinen Jahresrankings: 3. 2018

Niedrigste Platzierung in meinen Jahresrankings: 40. 2015

Teilnahmen 2014-2024: 10

Bestes Ergebnis beim ESC: 2. mit 526 Punkten 2023

Niedrigstes Ergebnis beim ESC: 17. im Semi mit 23 Punkten 2019

Als "No Rules!" den Vorentscheid gewann - obwohl es nicht als Favorit galt - habe ich mich riesig gefreut, denn ich wusste dass es damit in dem Jahr einen Beitrag geben wird, der für mich ein würdiger (persönlicher) ESC-Sieger ist, egal was die anderen Länder machen. Dieser Song ist für mich in erster Linie eine ultra starke Komposition. Mir fällt kein Stimmungsmacher ein, der mehr Stimmung macht, als dieser. Kein Stimmungsmachersong versetzt mich so sehr in Ekstase wie dieser. Diese Komposition hat aus meiner Sicht einen ESC-Sieg, oder einen zweiten Platz, verdient. Nebenbei liefert das Duo eine originelle Bühnenshow ab, mit der sie die Hütte abreißen. Es ist ein epischer Beitrag der ESC-Geschichte. Obwohl der Song vor allem ein Stimmungsmacher ist (und was für einer!), hat er eine berührende Message, die auch optisch umgesetzt ist. Widersetze dich dem, was die Gesellschaft von dir erwartet. Mache das, was du möchtest, was dich glücklich macht, egal ob andere das komisch finden, denn nur dann kannst du frei und glücklich leben. Wie der Text im Detail geschrieben ist, ist für mich besonders berührend und kraftschenkend. Der Jahrgang 2024 wurde so stark, dass ich "No Rules!" am Ende nur auf Platz vier setzen konnte, aber es wäre ein würdiger ESC-Sieger, mit allem was einen Solchen ausmacht. Es ist mein Lieblingsbeitrag aus Finnland.


Ich liebe Saara Aalto als Sängerin. Als ich erfuhr, dass YLE einen Vorentscheid, ausschließlich mit Liedern von Saara Aalto plante, ging für mich ein Wunschtraum in Erfüllung. Ich liebe auch alles an dem Song "Monsters" an sich. Die Monster unter dem Bett haben eine symbolische Bedeutung, in die alle ihre eigenen "Monster unter dem Bett", die einem Angst machen, hineininterpretieren könnnen, die sie nun überwunden haben. Auch das Staging ist phänomenal geworden. Am Ende reichte der Beitrag für meine Bronzemedaille des Jahres, ganz nah an der Silbermedaille, aber nicht für meine #1 aus Finnland.

Außerhalb des ESCs höre ich keinen Rock, und doch punkten einige Rocksongs beim ESC in meiner Gunst ganz besonders gut. Wenn ich "Dark Side" höre, fühle ich mich für drei Minuten ein bisschen wie ein eingefleischter Rock-Fan. Es geht beim ESC nicht um das Genre, sondern darum, wie gut das, was es sein soll, umgesetzt ist - und das ist es bei diesem Beitrag ganz hervorragend.

Ein wunderschöner Herzschmerzsong ist "Blackbird". Am Fenster des Lyrischen Ichs sitzt seit jeher ein schwarzer Vogel, der singt. Er singt auch, wenn der Geliebte des Lyrischen Ichs an dessen Seite in dessen Bett liegt und das Herz des Lyrischen Ichs singt. Doch nun ist der Geliebte weg. Er kommt nie wieder. Das Lyrische Ich wird nie wieder das haben, was so schön war. Der schwarze Vogel ist geblieben und sein Gesang erinnert das Lyrische Ich immer wieder und wieder an diese schmerzhaft-schönen Erinnerungen, nach denen es sich sehnt, die es aber nie wieder erreichen kann. Dieser Pianosong mit modernen Klängen vermittelt dieses spezifische Gefühl so, dass mir die Tränen in die Augen schießen. Warum mich das zum Zeitpunkt des Wettbewerbs noch weitgehend kalt gelassen hat, ist mir Heute ein Rätsel.

Die Weltstars The Rasmus treten für den ESC an. Nicht mit dem Besten, aber mit einem der besten Songs aus ihrem Repertoire. Es ist ein Song über die auffällige Frau "Jezebel", die mit ihrem Auftreten alle Blicke in ihren Bann zieht. Die Inszenierung auf der Bühne ist besonders gut gelungen und bleibt im Kopf. Ich wundere mich immernoch darüber, wie The Rasmus mit so einem Banger ein verhältnismäßig schwaches Ergebnis erhalten konnte.

Kürzlich hat sich Finnland einen Vorentscheid erarbeitet, der zu Recht als einer der Vorzeigevorentscheide betrachtet wird. Das ist YLE durch viel gezielte Arbeit gelungen. Ich freue mich darauf, was für hochwertige Musikstücke uns dieser Vorentscheid in Zukunft bringen wird, denn bei Uuden Musiikin Kilpailu werden nicht nur die Siegertitel zu Fanfavouriten, sondern auch viele weitere Beiträge. So konnte aus dem fünften und dem letzten Platz(!) des letztjährigen Vorentscheids die aus meiner Sicht beste und epischste Eröffnungsnummer einer Show der diesjährigen Vorentscheidssaison gebastelt werden. Das unterstreicht die neue Qualität des finnischen Vorentscheides.

Mein Ranking der finnischen Beiträge 2014-2024:


Samstag, 1. Juni 2024

ESC 2014-2024 (20/45): Nordmazedonien

Nordmazedonien wird beim ESC mit Montenegro in einem Atemzug genannt. Beide Länder haben ganz ähnliche Umstände um ihre Beiträge für den ESC. Dennoch finde ich, dass Nordmazedonien aus seinen Möglichkeiten viel mehr macht, als Montenegro. Erst recht unter Anbetracht der geringen Möglichkeiten von Nordmazedonien, ist der 26. Platz in meinem Ranking beachtlich.

Platzierung als Nation in meinen Rankings: 26. (17./25./32.)

Beste Platzierung in meinen Jahresrankings: 6. 2019

Niedrigste Platzierung in meinen Jahresrankings: 34. 2014

Teilnahmen 2014-2024: 8

Bestes Ergebnis beim ESC: 7. mit 305 Punkten 2019

Niedrigstes Ergebnis beim ESC: 18. im Semi mit 24 Punkten 2018

"Proud" war 2019 schon die ganze Saison über einer meiner Favoriten. Ich freue mich sehr, dass andere diesen Beitrag zu den Proben auch entdeckt haben. Noch mehr freue ich mich über den verdienten Sieg des Juryvotings. Nordmazedonien gewinnt das Juryvoting! Nordmazedonien, das Land, das seit 2012 nicht mehr im Finale war. Nordmazedonien, das Land, das noch nie die Top 10 erreichen konnte. Dieses Nordmazedonien gewinnt mit einer simpel, aber genial inszenierten Ballade das Juryvoting! Selbst fünf Jahre später finde ich das noch unglaublich. Das war für mich damals der beste Beweis dafür, dass jedes Land den ESC gewinnen kann, auch mit wenig Geld, es braucht dafür nur gute Kunst.

Tamara Todevska singt darüber, wie Mädchen immerzu erzählt wird, wie sie sich zu benehmen hätten, wie sie schließlich dazu gebracht werden sich einzuschränken und von anderen abhängig zu werden. Der Fokus des Liedes liegt auf dem Stolz, den Tamara den Zuhörenden geben möchte, das zu überwinden. Selbstbewusst und stark zu werden und zu sein. Anderen zu zeigen, dass sie mit diesen Geschlechterzuordnungen falsch liegen. Dieser Stolz wird von diesem Auftritt verkörpert, wie kein anderer. Ich spüre ihn bei jedem Hören des Liedes, er ist so kraftvoll. Dazu trägt Tamara auf der Bühne die Farben des Feminismus. Es ist ein Beitrag der nichts Geringeres, als zu Recht ESC-Geschichte geschrieben hat, und obwohl ich nichts mit Nordmazedonien zu tun habe, bin ich sehr stolz darauf.


Mit "Dance alone" wurde Nordmazedonien 2017 erstmals die Chance auf eine Top 10-Platzierung zugemutet. Es ist einer dieser vielen Songs, darüber, was Musik emotional in einem alles auslösen kann, wenn man sie alleine hört. Das ist nichts Neues, aber trotzdem sehr gut und im Musikvideo mit einer neuen, berührenden Komponente umgesetzt. Letztlich scheiterte der Erfolg vor allem am schlechten Staging, was wiederum vor allem am fehlenden Geld lag. Und so mag auch ich den Beitrag sehr, aber für was richtig Großes fehlt einiges.

Am 12. November 2014 sah ich mit dem "Skopje Fest" meinen ersten nationalen Vorentscheid außerhalb Deutschlands. Ich schaute ausländisches Fernsehen, dessen Sprache ich kein bisschen verstand. Es war kein hochwertiger Vorentscheid, aber ich hatte Gefallen daran. Es gab mir das Gefühl, etwas zu tun, was mich mit anderen Kulturen verbindet, und dass ich diese Kulturen zelebriere. Aus diesem Vorentscheid ging der ESC-Beitrag "Autumn Leaves" hervor. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass ich diesen Beitrag bis Heute vor allen verteidige, die ihn als schlecht abtun. Vielleicht ist es auch wirklich der instrumentelle Teil des Songs, den ich gut finde. Auf jeden Fall denke ich bei diesem Beitrag immer an die Erfahrung meinen ersten Vorentscheid im ausländischen Fernsehen gesehen zu haben. Etwas, das Außenstehende bestimmt verrückt finden, zu mindest denke ich das immer. Ich habe mich dabei auch verrückt gefühlt. Ich fühle mich das auch immernoch, wenn ich an einem Samstagabend versuche, zahlreiche Streams in unterschiedlichen Fremdsprachen, die ich nicht verstehe, gleichzeitig zu verfolgen. Aber es macht mich glücklich. 💜

Immer wieder denke ich über ESC-Beiträge, dass sie eigentlich gut sind und man nichts gegen sie sagen kann, nur dass ihnen das entscheidende Gewisse Etwas fehlt. Bei "Dona" von Kaliopi ist das umgekehrt. Das Gewisse Etwas ist voll da, nur am Rest fehlt es leider. "Here I stand" ist musikalisch etwas anderes, als das, woran unsere Ohren gewöhnt sind. Das finde ich erfrischend. Es gefällt mir. Nur sind meine Ohren zu sehr an anderes gewöhnt, als dass ich diesen Song herausagend mögen kann.

"Circles" ist einer dieser vielen Beiträge, die eigentlich gut sind, denen aber das Gewisse Etwas fehlt. "To the Sky" ist zwar ein Qualitätsbeitrag, der auch von den Melodifestivalen stammen könnte, nur wirkt er auf mich auch so kalt, herzlos, kunstlos, glattgebügelt, wie viele Beiträge der schwedischen Melodifestivalen.

Ich hoffe dass ganz bald wieder das Geld reicht, damit Nordmazedonien am ESC teilnehmen kann.

Mein Ranking der nordmazedonischen Beiträge 2014-2024: