Donnerstag, 2. November 2017

Canberra calling Teil 1/52

Herzlich Willkommen zum ersten Teil von ...calling! Da die Abstimmung nicht so lief wie geplant, habe ich von den 5 Ländern einfach eines ausgesucht, das mir als besonders interessant erscheint. Das ist Australien.





Australien/Australia/Australie
Amtssprache: Englisch (exakt offiziell gesehen hat Australien keine Amtssprache)
Hauptstadt: Canberra
Bevölkerung: 23,9 Mio. (Rang 11)
Größe: 7.741.220 km² (Rang 2)
Bevölkerungsdichte: 3 (Rang 52)

Australien ist das zweitgrößte aller ESC-Länder. Das beeindruckt natürlich auf der Landkarte und gibt zu vermuten dass dort viel Platz für viele Einwohner ist. Doch darin liegt Australien verhältnismäßig weit hinten, mit nur dem #11. Platz. Zusammen mit der riesigen Größe ergibt das trotzdem die kleinste Bevölkerungsdichte aller 52 Länder. Die großen Weiten des Outbacks sind nahezu unbewohnt.

Seit den 70er Jahren überträgt der australische Nachrichtensender SBS den Eurovision Song Contest live und zeitversetzt zur Primetime einmal um die halbe Welt bis nach Australien. Australien war damit das erste Land fernab von Europa, das damit angefangen hat diese Show zu  zeigen und verfolgen. Wenn eine Sendung so viele Jahre läuft, wundert es kaum noch, dass jedes Jahr halb Australien mitten in der Nacht aufsteht und den Fernseher anmacht, um die größte Fernsehsendung der Welt zu verfolgen. Die Leute wurden sogar so verrückt nach der Sendung, dass kurz nach Einführung des Televotings auch in Australien jedes Jahr ein Televoting durchgeführt wurde, das anschließend mit dem tatsächlichen Endergebnis der Europäer verglichen und heiß diskutiert wurde. Wie schön wäre es da, wenn das eigene Televoting auch Einfluss auf das Endergebnis haben könnte? Oder wenn man sogar selber teilnehmen darf? Ein Traum vieler Australier für den man alles, wirklich alles tun würde. Aber die EBU blockt ab, da die Regularien besagen, dass nur Vollmitglieder der EBU teilnehmen dürfen und man innerhalb der (von der EBU neu definierten) europäischen Grenzen liegen, oder im Europaparlament sein muss, um Vollmitglied bei der EBU werden zu können.

Doch dann kam plötzlich die große Überraschung; lange nachdem die Anmeldefrist für den ESC 2015 abgelaufen war und man schon dabei war die Auslosung der Halbfinals zu planen, kam die EBU auf die Idee Australien einmalig zum 60. Jubiläum für den Eurovision Song Contest einzuladen. Das tat man weil für das Jubiläum die Teilnehmerzahl besonders hoch sein sollte, aber auch um den Europäern zu zeigen, dass der ESC schon längst über die Grenzen Europas hinausgetreten ist und dort fest verankert eine große Bedeutung trägt. Natürlich wollte man damit auch SBS für die langjährige Treue und beeindruckende Hartnäckigkeit und Geduld bedanken.

Australien sollte auf jeden Fall im Finale sein, damit auch alle Zuschauer vom ESC intensiv mitbekommen dass Australien zum Jubiläum dabei ist, so erweiterte man die BigFive nicht nur durch das Gastgeber- und Titelverteidigerland Österreich, sondern auch durch Australien, was 27 Finalisten und das größte Finalfeld aller Zeiten bedeutete. Dies wird wohl auch noch lange so bleiben.

In Australien konnte man sich nicht mehr vor Freude und Glück halten. In den Medien wurde nichts anderes diskutiert, als wer für Australien beim ESC antreten soll. Weil man nur diese einmalige Chance hatte sich Europa zu präsentieren musste alles perfekt sein. SBS hat sich letztendlich entschieden, dass man weniger auf das Ergebnis, sondern mehr darauf schauen möchte, dass Australien mit diesen einmaligen 3 Minuten die es hat, Europa so gut es geht zeigt, was australische Musik ist. Die Künstlerwahl viel somit auf Guy Sebastian, der den Australischen Surfer Boy perfekt repräsentierte. Auch seine ausländischen Wurzeln waren wichtig, wo Australien doch eines der Länder mit dem höchsten Ausländeranteil weltweit ist, worauf man in Down Under zurecht sehr stolz ist. Der Song Tonight Again wurde auch perfekt, für das Ziel die australische Musik zu präsentieren. Besser hätte es nicht laufen können. Dass der Beitrag dann auch noch auf dem #5. Platz landet gibt diesem lang ersehnten Lebenstraum so vieler Australier noch eine Krönung obendrauf.

Im Jahr darauf entschied sich die EBU Australien (vor allem aufgrund des guten Ergebnisses und der guten Reaktionen der Fans und Zuschauer) noch ein weiteres mal einzuladen. SBS wollte einen Vorentscheid veranstalten, entschied sich letztendlich dann doch für eine interne Auswahl. Zu groß war das Risiko keinen Beitrag zu bekommen, der einen Erfolg beim ESC einfahren kann. Dieses mal wollte man unbedingt ein gutes Ergebnis. Man wollte es wieder, noch ein letztes mal genießen können so viele Punkte beim ESC zu bekommen. "Sound of Silence" von der gebürtig koreanischen Sängerin Dami Im beeindruckte Jury und Publikum so sehr, dass es den zweiten Platz machte. Während es das Juryvoting noch deutlich gewann, scheiterte Australien bei den Anrufer Punkten daran sich den Thron zu holen. Wenn man die falsch abgegebene Jurywertung eines der dänischen Jurymitglieder richtigstellt waren es nur neun Punkte die Australien vom Sieger der Ukraine trennten. Nach dem Votingsystem das noch im Vorjahr galt, hätte Australien mit einem Punkt mehr als die Ukraine gewonnen.

2017 sollte Australien noch ein weiteres mal teilnehmen. Als Grund dafür galten allein die guten Ergebnisse der beiden Teilnahmen. Ob Australien auch eine vierte Teilnahmeeinladung erhält hängt vom Ergebnis des dritten Beitrags ab. Dieser wurde #9. und überzeugte die EBU, dass Australien auch 2018 dabei sein darf. Jetzt darf man davon ausgehen dass Australien dauerhaft in der Eurovision ist, auch wenn man jedes Jahr erst die Einladung der EBU abwarten muss. Es gibt Bemühungen einiger Mitglieder der EBU Australien einen dauerhaften Startplatz zu geben. Auch wenn Australien bisher immer intern ausgewählt hat, ist es nur eine Frage der Zeit bis man zum pompösen Vorentscheid übergehen wird, den alle lieben werden, egal wie gut/schlecht er ist.

In der Ewigen Liste vom Eurovision Song Contest steht Australien trotz nur drei Teilnahmen auf Platz #31, hinter Bulgarien und vor Polen. Es sieht sehr danach aus, dass sich diese Platzierung in den kommenden Jahren stetig steigern wird. Im Falle dass Australien den ESC gewinnt, wird er im Folgejahr übrigens nicht dort, sondern in einem europäischen Land ausgetragen.

Bei nur drei Teilnahmen ist es schwer etwas über das Votingverhalten von Australien zu sagen. Am meisten Punkte hat das Land an Belgien gegeben. Dahinter folgen Bulgarien, Schweden, Großbritannien und Nordirland und Moldawien. Darauf folgt eine größere Lücke. Dies sind vor allem die Nationen, die in den Jahren 2015, 2016 und 2017 am erfolgreichsten waren. Auffallen tut nur ein wenig dass Australien mehr Punkte an Großbritannien und Nordirland vergibt, als es andere Staaten tun.

Am meisten Zuspruch hat Australien wiederum eindeutig von Schweden bekommen. Die Nation in der der ES genauso geliebt wird wie in Australien, scheint es auch sehr zu lieben dass gleichgesinnte am Wettbewerb teilnehmen dürfen. Die Länder auf den folgenden Plätzen liegen alle so dicht beieinander, dass nichts davon aussagekräftig ist, außer dass alle fünf skandinavischen Nationen in den Top 8 sind und Australien also eindeutig von Skandinavien am meisten gemocht wird. Das Podest vervollständigen aktuell Dänemark und Island. Der Staatsvater Großbritannien und Nordirland folgt auf dem #4. Platz.

Unter den ESC-Fans ist fast nur riesige Freude darüber zu vernehmen, dass Australien am ESC teilnehmen darf. Anfangs gab es noch wenige Gegner, die der Meinung waren dass nur europäische Länder teilnehmen sollten und andere (europäische) Länder noch viel mehr eine Teilnahme verdient haben als Australien. So zum Beispiel Liechtenstein, der Kosovo, oder Kasachstan. Diese Kritik ist aber von einer kleinen Minderheit gekommen, die inzwischen weitgehend verstummt ist. Viele Gegner wie Befürworter sprechen davon dass sie sich inzwischen daran gewöhnt haben, dass Australien beim ESC dabei ist und es gar nicht mehr wirklich besonders ist, oder eine andere Stellung hat als andere Länder. Ich persönlich kann nur riesige Freude darüber empfinden dass dieses wundervolle Land beim ESC teilnehmen darf, allerdings muss ich auch erwähnen dass ich von allen drei Beiträgen enttäuscht war und ich Australien rein subjektiv, persönlich nicht ansatzweise so stark finde wie der allgemeine ESC-Fan, oder die Ergebnisse es deuten.

Australien 2016 - Sound of Silence - Dami Im

Das war der erste Teil von "...calling" zwei mal werde ich es noch versuchen eine Abstimmung durchzuführen, vielleicht gibt es jetzt doch jemanden, der nachdem er/sie den ersten Teil gelesen hat sich darunter etwas vorstellen kann und über das weitere Fortlaufen der Serie entscheiden möchte. Zur Abstimmung die noch bis zum Wochenende läuft geht es hier. Für nächste Woche stehen die fünf Länder Ehemals jugoslawische Republik Mazedonien, Estland, Finnland, Frankreich und Georgien zur Auswahl. Wen du davon in einer Woche vorgestellt bekommen möchtest kannst du mir in der Abstimmung über diesen Link mitteilen.

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