Sonntag, 20. April 2025

ESC 2014-2024 (24/45): Schweden

 Richtig gelesen. Schweden, das eindeutig erfolgreichste ESC-Land seit der Aufhebung der Sprachregelung 1999 kommt in meinem persönlichen Länder-Ranking der Jahre 2014-2024 nur auf Platz 22. Bei etwa jedem zweiten bis dritten ESC-Fan dürfte es eher Platz eins sein. Doch mir mundet der immergleiche, blankgewischte, gefühllose Profi-Pop aus Schweden nicht so wie manch anderem. Auch eine gewisse Arroganz und Attitüde wie "wir brauchen nicht so viel proben wie die anderen Wettbewerber" trägt nicht gerade dazu bei, dass schwedische Beiträge mir sympathischer werden. Der Vorentscheid "Melodifestivalen" ist natürlich mit keinem anderen vergleichbar und jedes Jahr ein Highlight der ESC-Saison. Mein größtes Problem mit Schweden liegt vielleicht darin, dass meistens ein Beitrag gewinnt, den ich innerhalb des Melfests eher weiter hinten in meinem Ranking habe. Ich werde Schweden niemals verzeihen, dass sie das Meisterwerk "En värld full av strider" von Jon Henrik Fjällgren und Aninia 2017 nicht zum ESC geschickt haben. Der 2. Platz des Melfests vom Folgejahr 2018: "Every single Day" von Felix Sandman ist wohl eines der von mir am häufigsten gehörten Lieder mit ESC-Bezug überhaupt. Ich habe es schon oft für viele Stunden am Stück gehört. Es hat mir bei großem Liebeskummer und Depressionen geholfen. Anstelle dieser ESC-Siegersongs gab es in den beiden Jahren für Schweden schleimige, gefühllose Pop-Nummern, die mich auf Dauer noch mehr nerven, als sie mich langweilen. Wenigstens habe ich seitdem nicht mehr die Hoffnung dass ein Beitrag, den ich mag, den schwedischen Vorentscheid gewinnt, und kann so nicht mehr enttäuscht werden (außer 2023). Ehrlich gesagt, rede ich mir nur ein diese Hoffnung nicht mehr zu haben, denn wie Tschechien 2015 richtig festgestellt hat: "Hope never dies". Looking at you Schweden 👀 Trotzdem sind in diesen 10 Jahren einige Perlen aus Schweden beim ESC angetreten:

Platzierung als Nation in meinen Rankings: 22. (32./23./12.)

Beste Platzierung in meinen Jahresrankings: 2. (2014)

Niedrigste Platzierung in meinen Jahresrankings: 40. (2018)

Teilnahmen 2014-2024: 10

Bestes Ergebnis beim ESC: 1. mit 583 Punkten 2023

Niedrigstes Ergebnis beim ESC: 14. mit 109 Punkten 2021

Die Musik von Marcus & Martinus habe ich schon gehört, bevor die eineiigen Zwillinge 2017 beim ESC die Punkte für Norwegen verkünden durften. Die beiden irgendwann beim ESC als Wettbewerbskünstler zu sehen war da noch ein Wunschtraum. Tatsächlich haben sie damit gewartet, bis sie einen Song hatten, der vorher dagewesenes übertrifft. Mit "Air" wollten sie nicht nur irgendwie zum ESC fahren, sondern gleich den prestigeträchtigen Vorentscheid im Nachbarland Schweden, bei dem alle Stars vertreten sind, gewinnen. In nahezu jedem anderen Jahr wäre das auch gelungen. Ich glaube dass Schweden auch mit "Air" 2023 den ESC gewonnen hätte, doch Marcus & Martinus hatten das Pech im gleichen Jahr wie "Tattoo" von Loreen anzutreten. Platz 2, natürlich wird mein großer Favorit wieder 2. beim Melfest... Den Zwillingen war nach dem Moment der Entscheidung anzusehen wie sehr sie am Boden zerstört waren, mit diesem Megaknaller nicht zum ESC fahren zu können. Im Folgejahr hauten sie den nächsten Kracher raus. Nicht ganz so stark wie "Air", aber immernoch ein absoluter Wahnsinnstrack. Mit "Unforgettable" war beim ESC nicht das möglich, was sie mit ihrem Vorjahrestitel hätten reißen können, aber es reicht für mich aus, sogar "Undo" von 2014 zu schlagen und dafür die schwedische Goldmedaille zu verleihen. Zwar sind Marcus & Martinus 2024 nur mein 5. Platz beim ESC, aber in diesem Jahr habe ich mit der Schweiz, Australien, Irland und Finnland fünf Sieger. In anderen Jahren gibt es nur einen, oder gar keinen Beitrag, dem ich meine persönliche Krone aufsetzen möchte.


"Undo" ist ein schlichtes Lied, das schlicht für sich selbst spricht. Mir ist noch nie jemand untergekommen, der*die nicht den Appeal an diesem Song verstanden hat. Für mich fehlt es ein bisschen an echt anfühlender Emotion in dem Song, damit er ganz an die Spitze der Allzeit-Favoriten treten kann, aber sonst gibt es hier nichts zu meckern. Ein wenig frage ich mich warum das Lied so stark ist. Ich kann es rational nicht erklären. Ist es die Melodie? Es ist einfach so. Entsprechend hat es für 2014 von mir die Silbermedaille hinter Slowenien "Round and round" und vor Lettland "Cake to bake" erhalten und wurde im Contest verdient mit Bronze belohnt.

Der Strahlebub John Lundvik hat mit "Too late for Love" eine Nummer auf die ESC-Bühne gezaubert die überraschend gut fetzt. Daran tragen The Mamas "im Hintergrund" ihren erheblichen Anteil. Das Lied bringt ein fröhlich-empowerndes Gefühl und die Message, dass es nie zu spät für Liebe (und generell nie jemand zu alt für irgendwas) ist, ist wertvoll.

Der Preis für die größte Fashion-Queen (der letzten 10 Jahre beim ESC) geht an Tusse. Der liebenswerte Sänger wertet mit seiner ganzen Person den ohnehin schon herausragend starken Popsong noch weiter auf.

"If I were sorry" ist ein Song, den ich mir scheinbar über die Jahre so richtig schön gehört habe. Inzwischen macht er bei mir richtig gute Laune. Damals zum Wettbewerb war er nicht viel mehr als ein nettes Lied, das ich gerne höre.

Ja, "Tattoo" ist ein guter Popsong, aber für meine Ohren nicht so besonders oder gar innovativ, wie es von vielen anderen gesehen wird. Der Titel spricht mich durchaus an. Andere Musik (beim ESC) spricht mich aber deutlich mehr an.

Mit "Heroes" verhält es sich bei mir ganz ähnlich wie mit "Tattoo", wobei ich Loreens Song noch ein Stück besser finde. Beides sind Lieder die ich nicht schlecht finde, die allerdings auch absolut nichts besonderes für mich sind. Hätten sie bei ESC nicht solche Ergebnisse erzielt, hätte ich beide Nummern wohl fast wieder vergessen. Da "Heroes" ein ESC-Sieger-Song ist, muss ich an dieser Stelle meine Kritik an dessen Staging äußern. Immer wieder höre ich, dass Schweden 2015 auch wegen dem "innovativen" und "starken" Staging gewonnen haben soll. Solche Aussagen kann ich nicht nachvollziehen. Sich vor einen LED Screen zu stellen und so zu tun, als würde man mit diesem in eine Interaktion treten, war 2015 nicht innovativ, sondern ein ausgenudeltes Konzept. Wenn man das nun auf der ESC-Bühne machen möchte, sollte das in einer besonders gut ausgearbeiteten Form geschehen, damit ein überraschender und unterhaltender Effekt erzielt werden kann. Beim Auftritt von Mans Zerlmerlöw ist aber das absolute Gegenteil der Fall. Die Bewegungen von ihm sind nicht synchron mit denen des LED-Screens, wenn er die Ghetto-Faust zur Strichmännchen-Figur macht, bewegt er seinen Arm zu weit, so dass die Illusion zerstört wird. Bei den Schmetterlingsflügeln steht er nicht mittig. Zwischen dem Regenschwall den er mit seinem Arm wegwischen soll, und seinem Arm selbst ist eine große Lücke. An diesen und einigen weiteren Punkten sind seine Bewegungen mit dem LED-Screen schlecht abgestimmt. Das Timing und die Positionierung stimmt fast nie. Wenn ich diesen Auftritt sehe, denke ich mir nicht "ach, wie niedlich, das mit dem Strichmännchen", sondern rege mich die ganze Zeit darüber auf, wie schlecht die Bewegungen ausgeführt sind und dass da nichts zueinander passt. Das hält davon ab, das Lied genießen zu können. Wenn das der Effekt eines Stagings ist, ist es ein schlechtes Staging und entsprechend lautete von Anfang an auch 2015 schon mein Urteil über diesen Auftritt. Wenn man sich für ein solch riskantes Staging entscheidet, bei dem so vieles schief gehen kann, muss man alles bis zur Perfektion proben, damit es später nicht schief geht. Schweden hat hier alles falsch gemacht, was es hätte falsch machen können. Auch deshalb ist es (ähnlich wie "Tattoo") ein Siegerbeitrag, dessen Sieg ich mit nicht mehr als einem Schulterzucken zur Kenntnis nehmen kann.



ESC 2014-2024 (23/45): Österreich

 Unsere deutschsprachigen Nachbarn landen in meinem Ranking der ESC-Nationen 2014-2024 genau in der Mitte auf Platz 23 von 45. Es ist eine Nation die sich bei mir manchmal im Mittelfeld, manchmal etwas weiter unten und manchmal etwas weiter oben platziert. Ein richtiger Charakter Österreichs bildet sich für mich nicht heraus. Jedes Jahr wird etwas anderes zum ESC geschickt. Alles ist möglich in Österreich.

Platzierung als Nation in meinen Rankings: 23. (19./12./37.)

Beste Platzierung in meinen Jahresrankings: 9. (2016)

Niedrigste Platzierung in meinen Jahresrankings: 35. (2015)

Teilnahmen 2014-2024: 10

Bestes Ergebnis beim ESC: 1. mit 290 Punkten 2014

Niedrigstes Ergebnis beim ESC: 17. im Semi mit 21 Punkten 2019

Im Falle Österreichs ist es eine knappe Entscheidung zwischen fünf Beiträgen, welcher meine Nummer eins des Landes ist. Letztlich ist "Limits" von Paenda ganz vorne. Ausgerechnet dieser Beitrag hat in den letzten 10 Jahren das schlechteste Ergebnis Österreichs eingefahren (wenn wir von den null Punkten als automatischer Finalist 2015 absehen). Bis Heute liegt mir diese wahrliche "Voting Crime" schwer im Magen. Was für ein Unrecht Europa Paenda dort angetan hat! Das Lied ist einzigartig. Der gehauchte Gesang von Paenda, die ganze Zeit an der Kante zu den Tränen, die wunderschön-schmerzhafte Inszenierung auf der Bühne, wie kann man da nicht weinen und dafür anrufen? Es bleibt für mich weiterhin unglaublich wie Paenda es schafft so viel Schmerz in die Stimme zu legen. Ein bedrückender Schmerz, der einen nicht loslässt . genau darum geht es in dem Lied. Es ist eine großartige Verkörperung von lang anhaltendem Schmerz, der auf beeindruckende Weise an die Zuhörenden weitergetragen wird. Eines der für mich wichtigsten Kriterien eines ESC-Beitrages (oder von Musik generell) ist es, wie intensiv die Emotion ist, die dieser in mir auslöst. Dieses Kriterium kann bei diesem Beispiel kaum übertroffen werden. Mit "Limits" habe ich schon viele Tränen vergossen und weitere werden folgen.


Nathan Trent ist die lebensfroheste Person von dessen Existenz ich weiß. Sein Grad an guter Laune in jeder medialen Aufnahme die ich von ihm kenne ist beeindruckend. Und er schafft es auch alle um sich herum damit anzustecken. Welch größere Gabe kann man sich wünschen? Das Lied "Running on Air" ist darauf zugeschnitten. Die Freude in Nathans Auftritt ist Grenzenlos. Das einzige was ihn zurückhält ist scheinbar die festgelegte Choreographie, an die er sich halten muss. Vielleicht wäre hier mehr Freiheit - wie bei Lena 2010 - die bessere Wahl gewesen. Normalerweise bin ich am Tag nach einem ESC-Finale froh, dass ich die immergleiche Musik nicht mehr hören "muss", weil es nach mehreren Monaten irgendwann einfach zu viel wird. Im Falle von Nathan, habe ich ihn und seine Musik nach Ende des ESCs immer mehr schätzen gelernt, weshalb seine Platzierung in meinem Ranking von damals noch nicht so gut war, wie es das Heute sein würde. Wenn ich glücklich sein möchte, es aber nicht bin, brauche ich einfach nur "Running on Air" einschalten und das Glücksgefühl ist da. 😃

"0,003", "Poe poe poe poe poe", und "Edgar cannot pay Rent for me" sind nur wenige, ausgewählte Beispiele von Evergreen-Running-Gags, die Teya & Salena mit "Who the Hell is Edgar?" in der ESC-Bubble geschaffen haben. Dieser ESC-Beitrag ist episch, wie kaum ein anderer. Nicht zuletzt, weil er eigentlich nur ein kleiner Scherz fürs abendliche Lagerfeuer auf einem Songwriting-Camp sein sollte, sich aber zurecht als eine echte Perle herausgestellt hat. Nun sind sich zumindest in der ESC-Bubble alle darüber bewusst wie Streaming-Dienste mit den Künstler*innen umgehen. Damit haben Teya & Salena die Wertschätzung musikalischer Kunst noch ein weiteres Stück gesteigert. Das Vermächtnis dieses ESC-Beitrages ist enorm! Ich höre und singe ihn immernoch häufig. Nur leider ist das Staging eine reine Vollkatastrophe geworden und auch der Live-Gesang ist nicht optimal. Was hier mit einer anderen Live-Performance möglich gewesen wäre...

Powerballaden könnte ich als mein Lieblingsgenre beim ESC bezeichnen. Wenn ein Auftritt es schafft emotional in die Tiefe zu gehen, ein Gefühl ganz nah erlebbar zu machen und dies durch eine gute Melodie und Leidenschaftliche Performance intensiviert, ist alles da, was ich mir von einem ESC-Beitrag wünsche. "Amen" ist eine solche Powerballade. Besonders herausragend finde ich in diesem Fall die Struktur des Liedes: Die verschiedenen musikalischen Phasen, die durchlaufen werden und die gelungenen Übergänge dazwischen. Es ist eine emotionale Achterbahnfahrt, bei der man einsteigt, zwischendurch nicht denken kann, und wenn man wieder aussteigt wundert man sich dass es schon vorbei ist, hat aber kein schlechtes Gefühl, sondern ruft erfüllt: "Jawoll, ist das toll!"

Französisch klingt bereits in gesprochener Form wie Musik für mich, umso schöner wird die Sprache, wenn sie sogar gesungen wird. So haben es französischsprachige Beiträge in meiner Gunst deutlich leichter als andere. Zudem ist es ein zauberhafter Auftritt den Zoe auf die ESC-Bühne gebracht hat. Jedes Mal, wenn ich mir "Loin d'ici" anschaue, fühle ich mich wie eine Elfe, die durch eine malerisch bunte Blumenlandschaft fliegt, in der alle Lebewesen magisch sind und überall Süßigkeiten wachsen.

"Halo" ist so eine fetzige Nummer! Als ich es zum ersten Mal hörte, konnte ich meinen Ohren kaum glauben! Leider hat hier die Live-Version, die ich schließlich bewerten muss, vieles kaputt gemacht. Und erneut muss ich bei Österreich schreiben: "Was hier mit einer anderen Live-Performance möglich gewesen wäre...", aber das wissen bei diesem Beitrag alle Beteiligten schon selber.

Der Auftritt und Sieg von Conchita Wurst hat die Welt ein gehöriges Stück weit verändert. Ich bin mir über die Wirkungen, die der ESC-Finalabend 2014 für queere Menschen hatte bewusst. Ich weiß, dass auch ich dadurch profitiere, weiß, dass Europa und auch der übrige Teil der Welt dadurch zu einem weniger diskriminierenden Ort für queere Menschen geworden ist. All das kann man gar nicht genug wertschätzen. Dieser 13-minütige Kurzfilm mit dem Titel "12 Points", um Conchitas ESC-Sieg, den ich mir schon oft angesehen habe, portraitiert einen Teil der Wirkung dieses ESC-Sieges gut. Allerdings ist der Hauptaspekt eines ESC-Beitrages das Lied, die Komposition. Und die finde ich gar nicht so toll wie die meisten anderen Menschen. Ich halte "Rise like a Phoenix" nicht für einen schlechten Song. Bei mir kommt musikalisch aber bei weitem nicht so viel an, wie bei vielen anderen ESC-Beiträgen. Mein 13-jähriges Ich mochte die Drag Queen Conchita Wurst, aber das Lied hat mir viel zu wenig gebracht und so hat es - trotz allem - damals in meinem Ranking nur für Platz 26 gereicht. Mir war es also egal, ob "Rise like a Phoenix" knapp im Halbfinale ausscheidet, oder im Finale letzter wird. Ohne Conchita in diesem Beitrag wären es noch einige Plätze weiter unten gewesen. Und doch war ich froh über diesen Sieg. Weil er den Sieg der Niederlande verhindert hat, und weil es etwas mit mir gemacht hat, zu sehen, dass so eine Person europaweit von so vielen Menschen gefeiert wird. Dass es vielleicht doch an irgendeinem Ort möglich ist, schöne Kleider zu tragen, auch wenn man das Pech hat, ein Junge oder Mann sein zu müssen. Um näheres über mich zu begreifen, war ich damals noch zu jung, in einer heteronormativen Welt. Es ist nicht in Worten zu beschreiben, wie sehr ich Tom Neuwirth/Conchita Wurst und sein handeln und wirken wertschätze. Und dennoch kommt Conchita in der Wirkung auf mich nicht ansatzweise an die Wirkung von Nemos ESC-Sieg heran. Letztlich fühle ich in der Regel gar nicht so viel, wenn ich mir Conchitas Auftritt anschaue und deshalb würde ich den Beitrag auch Heute vermutlich nicht viel höher ranken als damals. Tom Neuwirth als Künstler soll das aber nicht schmälern.



Samstag, 19. April 2025

ESC 2014-2024 (22/45): Norwegen

 Nun habe ich mich doch noch dazu entschieden, dieses Projekt nach einer langen Pause fortzuführen. Ich möchte es bis zum ESC 2025 abschließen. Norwegen ist als nächstes an der Reihe - ein Land, auf das immer zu zählen ist, wenn es um die Produktionsqualität der Beiträge geht.

Platzierung als Nation in meinen Rankings: 24. (21./14./34.)

Beste Platzierung in meinen Jahresrankings: 7. (2023)

Niedrigste Platzierung in meinen Jahresrankings: 33. (2022)

Teilnahmen 2014-2024: 10

Bestes Ergebnis beim ESC: 5. mit 268 Punkten 2023

Niedrigstes Ergebnis beim ESC: 13. im Semi mit 63 Punkten 2016

Mit "Queen of Kings" hat Norwegen sich in seiner Produktionsqualität selbst übertroffen. Alles an diesem Beitrag, Alessandras Ausstrahlung, die Kostüme, die Kameraführung, der Einsatz der Technik, die Choreographie und allen voran natürlich die Musik, ist auf einem Produktionsniveau das für sich spricht und das Top-Ergebnis für diesen Beitrag beim ESC verdient macht. Denjenigen, die sich den ESC nicht anschauen und sagen das sei alles nur Trash dort, braucht man nur diesen Auftritt zeigen und sie verstummen. Selbst diejenigen, denen diese Musik nicht gefällt, erkennen die Qualität dieses Beitrags an. Für mich intensiviert der queere Empowerment-Hintergrund des Songs das Hör- uns Seh-Erlebnis noch weiter. Es ist das Beste was Norwegen in den letzten 10 Jahren zum ESC geschickt hat.


"A Monster like me" ist eines der ESC-Lieder die ich nach mehreren Jahren noch am häufigsten höre. Erst einige Zeit nach dem ESC 2015 habe ich entdeckt, wie sehr ich dieses Lied mag. Es ist eines der Songs, die ich am liebsten selber als Cover singe - von allen mir bekannten Nummern, auch außerhalb des ESCs. Das liegt u.a. daran, dass es ganz gut zu meiner Stimmlage passt und ein Duett ist. Aber auch das musikalische packt mich mit der Zeit immer mehr. Zur Zeit des Wettbewerbs habe ich noch nicht den Schmerz verstanden, den dieses Lied trägt. Mir gefällt auch, dass es ein spezifischeres Gefühl ist, als der oft besungene einfache Liebeskummer. Vielleicht war ich mit 14 zu jung dafür. Das ziehe ich als einen von mehreren möglichen Gründen in meiner Erklärung heran, warum ich das Lied zur Wettbewerbszeit noch nicht so sehr genoss, wie ich es inszwischen tue.

"Silent Storm" ist eine wundervolle Ballade, wie man sie hören und sehen will beim ESC. Auch, weil es eine Ballade ist, wie man sie noch nicht gehört hat - musikalisch und inhaltlich. Dieser Auftritt hat meiner Meinung nach die beste Geigeninszenierung in der ESC-Geschichte. Es ist insgesamt ein Auftritt, der meiner Erfahrung nach auch Casual Viewern über Jahre gut in Erinnerung geblieben ist und das wundert mich nicht.

Ein einzigartiges Gesamtkunstwerk hat Norwegen mit "Ulveham" an 200 Millionen Zuschauende gebracht. Doch das Beste daran ist kein künstlerischer Aspekt, sondern wie mitreißend dieser absolute Banger ist. Nach dem Hören brauche ich immer erstmal einen Moment um mich davon zu erholen.

Ich liebe die geniale Melodie von "Fallen Angel"! Hinzu kommt eine Augenweide an Inszenierung auf der Bühne. Auch die liebenswerte Art von Tix macht den Beitrag sympathisch.

An "Spitir in the Sky" mag ich am meisten den Sami-Gesang, er ist ein schwacher Trost für mich, dass Jon Henrik Fjällgren aus Schweden bis heute nicht auf der ESC-Bühne stand.

"Grab the Moment" hat sich ein wenig als ein Ohrwurm bei mir festgesetzt. Häufig habe ich Momente, in denen ich mir sage "genieße das, was jetzt ist. Es wird vergehen". Seit 2017 ist mein nächster Gedanke darauf "Grab the Moment".

Was Norwegen zum ESC schickt hat Qualität, keine Frage. Mir fehlt bei all dieser Professionalität aber oft das gewisse Etwas, weshalb es in meinen persönlichen Rankings nicht für bessere Platzierungen reicht. Wenn Norwegen so weiter macht, und auf weitere große Experimente beim Norge Melodi Grand Prix verzichtet, ist dem Land ein dauerhaft gutes Abschneiden fast sicher und die Chance da, in den nächsten Jahren immer wieder ein Top-Ergebnis beim ESC abzustauben - vielleicht sogar einen Sieg. Es wäre nicht ganz unverdient.