Bis zuletzt war ich mit den Feierlichkeiten zum Sieg der Schweiz beschäftigt, weshalb es einige Zeit dauerte, bis ich mein Ranking für den diesjährigen ESC fertigstellen konnte. Damit im Gepäck, konnte ich die untenstehenden Statistiken berechnen, welches Land seit meinem Hardcore ESC-Fan-Dasein seit 2014 wie sehr in meiner Gunst stand. Dies ist der zweite Blog-Beitrag einer Serie. Im ersten Teil findest du weitere Erklärungen dazu.
Zum Verständnis: Das Pandemie-Jahr 2020 habe ich hierfür rausgelassen. Das gilt auch für die darauf folgende Serie, in der ich jeden Tag die Beiträge eines Landes aus meiner heutigen Sicht bewerte und mein Empfinden zu dem jeweiligen ESC-Land kundtue. Die Beiträge des abgesagten Jahrgangs sind nie auf der ESC-Bühne präsentiert wurden. Der EuroVISION Song Contest ist nicht nur ein Musikwettbewerb, sondern auch die größte TeleVISION-SHOW der Welt. Der Auftritt an sich und wie er bei den Zuschauenden vor dem Bildschirm ankommt, ist ein wesentlicher Bestandteil der Beiträge. Alleine schon deshalb, sind die Beiträge von 2020 für mich - nicht abstrichfrei - mit anderen vergleichbar. Außerdem erinnere ich mich nicht gerne an die Pandemie Zeit zurück und schließlich möchte ich an der ganzen Geschichte auch Spaß haben. Der Beitrag der Niederlande dieses Jahr wurde auf der ESC-Bühne in einer Live TV-Show mit Voting aufgeführt und ist deshalb (trotz seiner umstrittenen Disqualifikation zwischen Halbfinale und Finale) Teil dieser 398 Beiträge der zehn wertbaren Jahre von 2014 bis 2024. Ich warne schon einmal vor, dass Länder mit insgesamt starken Ergebnissen, bei mir persönlich teilweise nicht so gut ankommen. Dafür treffen manche Länder, die beim ESC eher als Daueraußenseiter gelten, häufig voll meinen Nerv.
Um anhand von nackten Zahlen ausfindig zu machen, welches Land ich über diese zehn ESC-Ausgaben hinweg wie sehr mag, habe ich drei verschiedene Berechnungsmethoden zur Hand genommen, und diese schließlich zusammengefügt.
Die simpelste Form nach der Frage wie gut ich die Beiträge der Länder in ihrer Gesamtheit finde, ist es, ihre Durchschnittsplatzierung in meinem Ranking auszurechnen, das ich jeweils ("direkt") nach dem Finale sorgfältig erstellt habe. Allerdings ist dieses Verfahren nicht ganz fair und aussagekräftig, weshalb es nur eine von drei Komponenten meiner Berechnung ausmacht. Für alle Tabellen gilt übrigens, dass bei Punkt- und Zahlengleichheit die beste Einzelplatzierung als Stichwert für die Platzierung ausschlaggebend war. Hier das Ergebnis der Durchschnittsplatzierungen der einzelnen Länder in meinen Ranglisten von 2014-2024:
Das eigene Land berwertet man üblicherweise besser, als wenn es nicht das eigene Land wäre. So hat Deutschland nur selten Platzierungen ganz weit unten, was zu einer vergleichsweise guten Durchschnittsplatzierung von 17,7 führt. In dieser Liste bringt das Platz 14 ein. Es ist "nur" Platz 14, da die deutschen Beiträge seit 2014 bekanntermaßen nicht gerade die beste Ära einer Nation beim ESC bilden. Dennoch mag ich die deutschen Beiträge in der Regel. Lediglich reicht es in meinen Rankings nicht für ganz vorne.
Ganz hinten im Tableau befindet sich Italien. Das überrascht vielleicht andere, mich aber überhaupt nicht. Italien empfinde ich persönlich subjektiv als das schwächste ESC-Land (der letzten zehn Jahre). Fast jedes Jahr kann ich mit dem italienischen Beitrag nur wenig anfangen. Der Durchschnitt von Platz 31 entspricht auch meinem Empfinden der italienischen Beiträge. Das bedeutet natürlich dass Italien oft noch weit niedriger als Platz 31 gerankt ist. Die meiste Musik des San Remo Festivals ist einfach nicht "My Cup of Tea" wie der Brite es sagt. In den meisten Jahren gibt es zwar ein bis drei Beiträge die mir wirklich gefallen, diese gewinnen dann aber nicht. Lediglich in einem Jahr hat mich der italienische Song sehr berührt. Ich höre ihn immernoch gerne, allerdings nicht den Live Auftritt im ESC-Finale. Mehr dazu, wenn ich in dieser Serie über Italien schreibe.
Zypern befindet sich in dieser Wertung direkt über Italien. Auch hier gilt das Prinzip "not my Cup of Tea". Zypern scheint sich darauf festgelegt zu haben jedes Jahr einen Girlbop zum ESC zu schicken. Damit ist es schwierig mich zu überzeugen. Aber auch hierzu mehr im Serienbeitrag von Zypern.
Dass Estland so weit unten gelandet ist, überrascht mich ein klein wenig. Es gab zwar eine lange Phase in der ich alle Beiträge aus Estland schwach fand, doch manchmal waren estnische Beiträge bei mir ganz vorne dabei. Im Durchschnitt ist es trotzdem der drittletzte Platz.
Ein großes Problem dieser Berechnungsmethode wird schon ganz oben in der Liste deutlich. Bosnien-Herzegowina war seit 2014 nur ein mal beim ESC dabei. Der Beitrag hat in meinem Ranking schließlich Platz zehn belegt. Damit hat das Land eine Durchschnittsplatzierung von genau zehn (wie auch Australien mit seinen neun Teilnahmen). Ich würde aber keinesfalls sagen dass Bosnien-Herzegowina in diesem Zeitraum mein Lieblings oder Zweitlieblings-ESC-Land ist. Schließlich gibt es nur einen Beitrag aus diesem Land den ich mag, und dieser ist zwar knapp in meine Top 10 gekommen, aber doch weit von einem Sieg entfernt gewesen. Länder die weniger Teilnahmen haben, tendieren aus rein mathematischen Gründen zu einer extremeren (also hohen oder niedrigen) Durchschnittsplatzierung, als das bei Ländern der Fall ist, die immer dabei sind. Deshalb ist diese Berechnungsmethode allein, aus meiner Sicht, nicht geeignet um die Performance von ESC-Ländern über einen längeren Zeitraum hinweg zu bewerten und zu ranken.
Außerdem sehe ich beim Wettbewerb ESC ein Stück weit das Leistungsprinzip, ähnlich wie im Sport. Wer ein bisschen Leistung erbracht hat, die für den vorletzten, oder auch nur letzten Platz gereicht hat, hat mehr Leistung erbracht als diejenigen, die gar nicht teilgenommen, also gar keine Leistung erbracht haben. Deshalb habe ich ein zweites Ranking mit Durchschnittsplatzierungen berechnet. Dabei hat jedes Land für die Jahre, in denen es nicht teilgenommen hat, als Platzierung einen Platz schlechter als den letzten Platz erhalten. Ein Beispiel: Im Jahr 2014 waren 37 Länder dabei. Das heißt alle Länder dieser 45, die in dem Jahr nicht dabei waren, haben für das entsprechende Jahr die Platzierung 38 als Grundlage zur Berechnung der Durchschnittsplatzierung erhalten. Das ist natürlich auch nicht ganz fair, deshalb wird dieses Ergebnis noch mit den anderen kombiniert. Schauen wir aber zuerst auf dieses zweite Ergebnis von Durchschnittsplatzierungen mit der Berücksichtigung von Nicht-Teilnahmen:
Ganz unten stehen Luxemburg und Bosnien-Herzegowina, welche nur ein mal in den zehn Jahren dabei waren. Selbst wenn sie mit ihrer Teilnahme meine Sieger gewesen wären, können sie damit nicht gegen diejenigen ankommen, die regelmäßig teilnehmen. Bei nur einem Beitrag sind beides aber auch nicht Länder die mir früh in den Sinn kommen, wenn ich an meine Lieblings-ESC-Nationen denke. Belarus hat in diesem Zeitraum sechs mal teilgenommen und dabei etwas unterdurchschnittliche Platzierungen bei mir erreicht. Von einem Sieg war Belarus bei mir jedes Jahr weit entfernt.
Emotional machen die eigenen ESC-Lieblingsnationen vor allem aus, dass es Beiträge aus diesen Ländern gibt, die man abgöttisch liebt und für die man besonders stark in den einzelnen Jahren mitgefiebert hat. Dabei gilt auch dass ein persönlicher Siegersong, oder zweiter bzw. dritter Platz eine viel stärkere Emotionalität erzeugt, als beispielsweise eine untere Top 10 Platzierung. Ob ein Song bei einem selbst Platz 15 oder Platz 35 erreicht hat, macht in der langfristigen emotionalen Bindung zu diesem ESC-Land kaum einen Unterschied. Deshalb habe ich eine dritte Methode zur mathematischen Berechnung der Emotionalität verwendet. Hierbei habe ich ganz simpel jedes Jahr an meine persönlichen Top 10 von nach den Shows Punkte von 1 bis 12 im ESC-Stil vergeben. Das Land das 2014 meinen Sieger stellte, erhält dafür also 12 Punkte. Das Land meines zweiten Platzes 10 Punkte u.s.w. Das gleiche erfolgt mit 2015, 2016 u.s.w. Mit dieser Methode wirkt sich eine Nicht-Teilnahme nicht allzu stark aus, wie bei der letzten Tabelle, da die große Mehrheit der Länder im einzelnen Jahr alle keine Punkte bekommen, egal ob sie auf Platz 11 gelandet sind, oder gar nicht teilgenommen haben. Hier ist das Ergebnis dieser Punktevergabe:
An der Spitze sind die einzelnen Länder ganz eng beeinander. Knapp geht der erste Platz an Australien. Punktgleich dahinter ist (zu meiner Überraschung) die Schweiz. Wer jedoch fast Dauergast in den Top 10 ist, sammelt hier natürlich ordentlich Punkte ein. Mit nur einem Punkt weniger steht Bulgarien auf Platz drei. Das Land hat zwar nur in fünf von zehn Jahren teilgenommen, dabei aber beeindruckende drei Mal(!) meinen persönlichen Sieger gestellt. Man kann sich vorstellen wie traurig ich bin, dass Bulgarien derzeit nicht beim ESC dabei ist. Obwohl ich mein eigenes Land Deutschland unvermeidbar besser bewerte, erhält es in dieser Wertung nur drei Punkte und den 38. Platz. ESC-Fan aus Deutschland zu sein ist das Jahrzehnt 2014-2024 etwas deprimierend...
Belarus und Bosnien-Herzegowina haben mit einem einmaligen zehnten Platz gerade so einen Punkt erhalten. Kroatien, Dänemark, Luxemburg und Zypern waren in zehn Jahren nicht ein einziges Mal in meiner persönlichen Top 10. Kroatien und Dänemark waren mit Platz 12 immerhin nah dran. Dennoch stehe ich entsprechend eher emotionslos diesen Ländern gegenüber. Luxemburg war nur ein mal dabei und ist mit Platz 23 im Mittelfeld gelandet. Zypern hat bei seinen zehn Teilnahmen als beste Platzierung nur die #24 geschafft. Es gab seit meinem Hardcore-ESC-Fan-Dasein noch nie einen Beitrag aus Zypern mit dem ich so richtig mitgefiebert habe. Zypern ist mir ausnahmslos(!) jedes Jahr mehr oder weniger egal.
Zusammengefügt ergeben diese drei Wertungen das ultimative Endergebnis meiner Top 45 ESC-Länder der letzten 10 Jahre:
Zahlen lügen nicht und die Zahlen sagen dass Australien mein ESC-Lieblingsland ist. Herzlichen Glückwunsch an Australien und alle australischen Fans! Mit diesem ersten Platz bin ich sehr zufrieden und einverstanden. Slowenien und Lettland haben über die Zeit ein klein wenig an Appeal für mich verloren. Bulgarien ist auf lange Sicht einfach zu selten dabei, als dass es meine Nummer eins sei. Ohne nachzudenken hätte ich vermutlich geantwortet dass ich Slowenien derzeit am ehesten als mein Favoritenland sehen würde. Deshalb passt der zweite Platz hier sehr gut. Der überraschende dritte Platz mit beeindruckend vielen Top 10 Platzierungen und neulichst auch einem persönlichen Siegerbeitrag ist die Schweiz. Für Lettland gibt es nur den vierten Platz. Eine dicke Überraschung ist für mich Israel auf Platz fünf. Subjektiv, ohne Nachdenken, hätte ich das Land als durchschnittlich, vielleicht leicht überdurchschnittlich bezeichnet. Mit Litauen auf Platz sechs bin ich auch glücklich. Frankreich hat den Bonus dass ich den Klang der französischen Sprache Liebe. Albanien schickt mit seinen Powerballaden ein Genre zum ESC auf das ich gerne anspringe. Der neunte Platz von Bulgarien, das immerhin drei der zehn Sieger stellt, enttäuscht, ist aber den wenigen Teilnahmen zu Schulden. Ungarn war in einem drei-Jahres-Streak fantastisch. Drei Jahre reichen insgesamt aber gerechtfertigter Weise nur für Platz 10. San Marino sehe ich als einen meiner Lieblinge und hätte ich mir gerne rund um Platz 5 gewünscht. Die Jahre in denen ich ihren Beitrag nicht mochte verdränge ich leicht. So ist es dann doch nur Platz 11.
Deutschland landet mit Platz 20 in der Mitte. Das passt soweit. Mich überrascht dass Portugal nur auf Platz 32 steht. Ganz unten befindet sich zu meiner Überraschung nicht Italien, sondern Zypern, dem ich gänzlich leidenschaftslos begegne. Italien wurde dann doch von seinem einen Top Beitrag gerettet. Luxemburg hat mit einer Teilnahme, die insgesamt okay war, über die zehn Jahre hinweg zu wenig geboten und ist verständlicher Weise auf dem vorletzten Platz. Ich freue mich aber sehr, dass Luxemburg wieder dabei ist und bin gespannt auf die nächsten Jahre. Belarus hat in den zehn Jahren zu selten Freudensprünge bei mir ausgelöst, um andere Nationen hinter sich zu lassen.
Nun folgt täglich ein Blog-Beitrag zu jedem der 45 Länder. Darin enthalten ist u.a. mein persönliches Ranking der bis zu zehn Beiträge des Landes, wie ich sie Heute bewerte. Teilweise hat sich an meinen damaligen Bewertungen einiger Beiträge viel geändert. Garniert wird das Ganze von einer Einschätzung zu dem jeweiligen Land in den letzten zehn Jahren. Die Beiträge starten mit dem letzten Platz Zypern und gehen dann hoch bis Platz 1 Australien.
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