Sonntag, 20. April 2025

ESC 2014-2024 (24/45): Schweden

 Richtig gelesen. Schweden, das eindeutig erfolgreichste ESC-Land seit der Aufhebung der Sprachregelung 1999 kommt in meinem persönlichen Länder-Ranking der Jahre 2014-2024 nur auf Platz 22. Bei etwa jedem zweiten bis dritten ESC-Fan dürfte es eher Platz eins sein. Doch mir mundet der immergleiche, blankgewischte, gefühllose Profi-Pop aus Schweden nicht so wie manch anderem. Auch eine gewisse Arroganz und Attitüde wie "wir brauchen nicht so viel proben wie die anderen Wettbewerber" trägt nicht gerade dazu bei, dass schwedische Beiträge mir sympathischer werden. Der Vorentscheid "Melodifestivalen" ist natürlich mit keinem anderen vergleichbar und jedes Jahr ein Highlight der ESC-Saison. Mein größtes Problem mit Schweden liegt vielleicht darin, dass meistens ein Beitrag gewinnt, den ich innerhalb des Melfests eher weiter hinten in meinem Ranking habe. Ich werde Schweden niemals verzeihen, dass sie das Meisterwerk "En värld full av strider" von Jon Henrik Fjällgren und Aninia 2017 nicht zum ESC geschickt haben. Der 2. Platz des Melfests vom Folgejahr 2018: "Every single Day" von Felix Sandman ist wohl eines der von mir am häufigsten gehörten Lieder mit ESC-Bezug überhaupt. Ich habe es schon oft für viele Stunden am Stück gehört. Es hat mir bei großem Liebeskummer und Depressionen geholfen. Anstelle dieser ESC-Siegersongs gab es in den beiden Jahren für Schweden schleimige, gefühllose Pop-Nummern, die mich auf Dauer noch mehr nerven, als sie mich langweilen. Wenigstens habe ich seitdem nicht mehr die Hoffnung dass ein Beitrag, den ich mag, den schwedischen Vorentscheid gewinnt, und kann so nicht mehr enttäuscht werden (außer 2023). Ehrlich gesagt, rede ich mir nur ein diese Hoffnung nicht mehr zu haben, denn wie Tschechien 2015 richtig festgestellt hat: "Hope never dies". Looking at you Schweden 👀 Trotzdem sind in diesen 10 Jahren einige Perlen aus Schweden beim ESC angetreten:

Platzierung als Nation in meinen Rankings: 22. (32./23./12.)

Beste Platzierung in meinen Jahresrankings: 2. (2014)

Niedrigste Platzierung in meinen Jahresrankings: 40. (2018)

Teilnahmen 2014-2024: 10

Bestes Ergebnis beim ESC: 1. mit 583 Punkten 2023

Niedrigstes Ergebnis beim ESC: 14. mit 109 Punkten 2021

Die Musik von Marcus & Martinus habe ich schon gehört, bevor die eineiigen Zwillinge 2017 beim ESC die Punkte für Norwegen verkünden durften. Die beiden irgendwann beim ESC als Wettbewerbskünstler zu sehen war da noch ein Wunschtraum. Tatsächlich haben sie damit gewartet, bis sie einen Song hatten, der vorher dagewesenes übertrifft. Mit "Air" wollten sie nicht nur irgendwie zum ESC fahren, sondern gleich den prestigeträchtigen Vorentscheid im Nachbarland Schweden, bei dem alle Stars vertreten sind, gewinnen. In nahezu jedem anderen Jahr wäre das auch gelungen. Ich glaube dass Schweden auch mit "Air" 2023 den ESC gewonnen hätte, doch Marcus & Martinus hatten das Pech im gleichen Jahr wie "Tattoo" von Loreen anzutreten. Platz 2, natürlich wird mein großer Favorit wieder 2. beim Melfest... Den Zwillingen war nach dem Moment der Entscheidung anzusehen wie sehr sie am Boden zerstört waren, mit diesem Megaknaller nicht zum ESC fahren zu können. Im Folgejahr hauten sie den nächsten Kracher raus. Nicht ganz so stark wie "Air", aber immernoch ein absoluter Wahnsinnstrack. Mit "Unforgettable" war beim ESC nicht das möglich, was sie mit ihrem Vorjahrestitel hätten reißen können, aber es reicht für mich aus, sogar "Undo" von 2014 zu schlagen und dafür die schwedische Goldmedaille zu verleihen. Zwar sind Marcus & Martinus 2024 nur mein 5. Platz beim ESC, aber in diesem Jahr habe ich mit der Schweiz, Australien, Irland und Finnland fünf Sieger. In anderen Jahren gibt es nur einen, oder gar keinen Beitrag, dem ich meine persönliche Krone aufsetzen möchte.


"Undo" ist ein schlichtes Lied, das schlicht für sich selbst spricht. Mir ist noch nie jemand untergekommen, der*die nicht den Appeal an diesem Song verstanden hat. Für mich fehlt es ein bisschen an echt anfühlender Emotion in dem Song, damit er ganz an die Spitze der Allzeit-Favoriten treten kann, aber sonst gibt es hier nichts zu meckern. Ein wenig frage ich mich warum das Lied so stark ist. Ich kann es rational nicht erklären. Ist es die Melodie? Es ist einfach so. Entsprechend hat es für 2014 von mir die Silbermedaille hinter Slowenien "Round and round" und vor Lettland "Cake to bake" erhalten und wurde im Contest verdient mit Bronze belohnt.

Der Strahlebub John Lundvik hat mit "Too late for Love" eine Nummer auf die ESC-Bühne gezaubert die überraschend gut fetzt. Daran tragen The Mamas "im Hintergrund" ihren erheblichen Anteil. Das Lied bringt ein fröhlich-empowerndes Gefühl und die Message, dass es nie zu spät für Liebe (und generell nie jemand zu alt für irgendwas) ist, ist wertvoll.

Der Preis für die größte Fashion-Queen (der letzten 10 Jahre beim ESC) geht an Tusse. Der liebenswerte Sänger wertet mit seiner ganzen Person den ohnehin schon herausragend starken Popsong noch weiter auf.

"If I were sorry" ist ein Song, den ich mir scheinbar über die Jahre so richtig schön gehört habe. Inzwischen macht er bei mir richtig gute Laune. Damals zum Wettbewerb war er nicht viel mehr als ein nettes Lied, das ich gerne höre.

Ja, "Tattoo" ist ein guter Popsong, aber für meine Ohren nicht so besonders oder gar innovativ, wie es von vielen anderen gesehen wird. Der Titel spricht mich durchaus an. Andere Musik (beim ESC) spricht mich aber deutlich mehr an.

Mit "Heroes" verhält es sich bei mir ganz ähnlich wie mit "Tattoo", wobei ich Loreens Song noch ein Stück besser finde. Beides sind Lieder die ich nicht schlecht finde, die allerdings auch absolut nichts besonderes für mich sind. Hätten sie bei ESC nicht solche Ergebnisse erzielt, hätte ich beide Nummern wohl fast wieder vergessen. Da "Heroes" ein ESC-Sieger-Song ist, muss ich an dieser Stelle meine Kritik an dessen Staging äußern. Immer wieder höre ich, dass Schweden 2015 auch wegen dem "innovativen" und "starken" Staging gewonnen haben soll. Solche Aussagen kann ich nicht nachvollziehen. Sich vor einen LED Screen zu stellen und so zu tun, als würde man mit diesem in eine Interaktion treten, war 2015 nicht innovativ, sondern ein ausgenudeltes Konzept. Wenn man das nun auf der ESC-Bühne machen möchte, sollte das in einer besonders gut ausgearbeiteten Form geschehen, damit ein überraschender und unterhaltender Effekt erzielt werden kann. Beim Auftritt von Mans Zerlmerlöw ist aber das absolute Gegenteil der Fall. Die Bewegungen von ihm sind nicht synchron mit denen des LED-Screens, wenn er die Ghetto-Faust zur Strichmännchen-Figur macht, bewegt er seinen Arm zu weit, so dass die Illusion zerstört wird. Bei den Schmetterlingsflügeln steht er nicht mittig. Zwischen dem Regenschwall den er mit seinem Arm wegwischen soll, und seinem Arm selbst ist eine große Lücke. An diesen und einigen weiteren Punkten sind seine Bewegungen mit dem LED-Screen schlecht abgestimmt. Das Timing und die Positionierung stimmt fast nie. Wenn ich diesen Auftritt sehe, denke ich mir nicht "ach, wie niedlich, das mit dem Strichmännchen", sondern rege mich die ganze Zeit darüber auf, wie schlecht die Bewegungen ausgeführt sind und dass da nichts zueinander passt. Das hält davon ab, das Lied genießen zu können. Wenn das der Effekt eines Stagings ist, ist es ein schlechtes Staging und entsprechend lautete von Anfang an auch 2015 schon mein Urteil über diesen Auftritt. Wenn man sich für ein solch riskantes Staging entscheidet, bei dem so vieles schief gehen kann, muss man alles bis zur Perfektion proben, damit es später nicht schief geht. Schweden hat hier alles falsch gemacht, was es hätte falsch machen können. Auch deshalb ist es (ähnlich wie "Tattoo") ein Siegerbeitrag, dessen Sieg ich mit nicht mehr als einem Schulterzucken zur Kenntnis nehmen kann.



ESC 2014-2024 (23/45): Österreich

 Unsere deutschsprachigen Nachbarn landen in meinem Ranking der ESC-Nationen 2014-2024 genau in der Mitte auf Platz 23 von 45. Es ist eine Nation die sich bei mir manchmal im Mittelfeld, manchmal etwas weiter unten und manchmal etwas weiter oben platziert. Ein richtiger Charakter Österreichs bildet sich für mich nicht heraus. Jedes Jahr wird etwas anderes zum ESC geschickt. Alles ist möglich in Österreich.

Platzierung als Nation in meinen Rankings: 23. (19./12./37.)

Beste Platzierung in meinen Jahresrankings: 9. (2016)

Niedrigste Platzierung in meinen Jahresrankings: 35. (2015)

Teilnahmen 2014-2024: 10

Bestes Ergebnis beim ESC: 1. mit 290 Punkten 2014

Niedrigstes Ergebnis beim ESC: 17. im Semi mit 21 Punkten 2019

Im Falle Österreichs ist es eine knappe Entscheidung zwischen fünf Beiträgen, welcher meine Nummer eins des Landes ist. Letztlich ist "Limits" von Paenda ganz vorne. Ausgerechnet dieser Beitrag hat in den letzten 10 Jahren das schlechteste Ergebnis Österreichs eingefahren (wenn wir von den null Punkten als automatischer Finalist 2015 absehen). Bis Heute liegt mir diese wahrliche "Voting Crime" schwer im Magen. Was für ein Unrecht Europa Paenda dort angetan hat! Das Lied ist einzigartig. Der gehauchte Gesang von Paenda, die ganze Zeit an der Kante zu den Tränen, die wunderschön-schmerzhafte Inszenierung auf der Bühne, wie kann man da nicht weinen und dafür anrufen? Es bleibt für mich weiterhin unglaublich wie Paenda es schafft so viel Schmerz in die Stimme zu legen. Ein bedrückender Schmerz, der einen nicht loslässt . genau darum geht es in dem Lied. Es ist eine großartige Verkörperung von lang anhaltendem Schmerz, der auf beeindruckende Weise an die Zuhörenden weitergetragen wird. Eines der für mich wichtigsten Kriterien eines ESC-Beitrages (oder von Musik generell) ist es, wie intensiv die Emotion ist, die dieser in mir auslöst. Dieses Kriterium kann bei diesem Beispiel kaum übertroffen werden. Mit "Limits" habe ich schon viele Tränen vergossen und weitere werden folgen.


Nathan Trent ist die lebensfroheste Person von dessen Existenz ich weiß. Sein Grad an guter Laune in jeder medialen Aufnahme die ich von ihm kenne ist beeindruckend. Und er schafft es auch alle um sich herum damit anzustecken. Welch größere Gabe kann man sich wünschen? Das Lied "Running on Air" ist darauf zugeschnitten. Die Freude in Nathans Auftritt ist Grenzenlos. Das einzige was ihn zurückhält ist scheinbar die festgelegte Choreographie, an die er sich halten muss. Vielleicht wäre hier mehr Freiheit - wie bei Lena 2010 - die bessere Wahl gewesen. Normalerweise bin ich am Tag nach einem ESC-Finale froh, dass ich die immergleiche Musik nicht mehr hören "muss", weil es nach mehreren Monaten irgendwann einfach zu viel wird. Im Falle von Nathan, habe ich ihn und seine Musik nach Ende des ESCs immer mehr schätzen gelernt, weshalb seine Platzierung in meinem Ranking von damals noch nicht so gut war, wie es das Heute sein würde. Wenn ich glücklich sein möchte, es aber nicht bin, brauche ich einfach nur "Running on Air" einschalten und das Glücksgefühl ist da. 😃

"0,003", "Poe poe poe poe poe", und "Edgar cannot pay Rent for me" sind nur wenige, ausgewählte Beispiele von Evergreen-Running-Gags, die Teya & Salena mit "Who the Hell is Edgar?" in der ESC-Bubble geschaffen haben. Dieser ESC-Beitrag ist episch, wie kaum ein anderer. Nicht zuletzt, weil er eigentlich nur ein kleiner Scherz fürs abendliche Lagerfeuer auf einem Songwriting-Camp sein sollte, sich aber zurecht als eine echte Perle herausgestellt hat. Nun sind sich zumindest in der ESC-Bubble alle darüber bewusst wie Streaming-Dienste mit den Künstler*innen umgehen. Damit haben Teya & Salena die Wertschätzung musikalischer Kunst noch ein weiteres Stück gesteigert. Das Vermächtnis dieses ESC-Beitrages ist enorm! Ich höre und singe ihn immernoch häufig. Nur leider ist das Staging eine reine Vollkatastrophe geworden und auch der Live-Gesang ist nicht optimal. Was hier mit einer anderen Live-Performance möglich gewesen wäre...

Powerballaden könnte ich als mein Lieblingsgenre beim ESC bezeichnen. Wenn ein Auftritt es schafft emotional in die Tiefe zu gehen, ein Gefühl ganz nah erlebbar zu machen und dies durch eine gute Melodie und Leidenschaftliche Performance intensiviert, ist alles da, was ich mir von einem ESC-Beitrag wünsche. "Amen" ist eine solche Powerballade. Besonders herausragend finde ich in diesem Fall die Struktur des Liedes: Die verschiedenen musikalischen Phasen, die durchlaufen werden und die gelungenen Übergänge dazwischen. Es ist eine emotionale Achterbahnfahrt, bei der man einsteigt, zwischendurch nicht denken kann, und wenn man wieder aussteigt wundert man sich dass es schon vorbei ist, hat aber kein schlechtes Gefühl, sondern ruft erfüllt: "Jawoll, ist das toll!"

Französisch klingt bereits in gesprochener Form wie Musik für mich, umso schöner wird die Sprache, wenn sie sogar gesungen wird. So haben es französischsprachige Beiträge in meiner Gunst deutlich leichter als andere. Zudem ist es ein zauberhafter Auftritt den Zoe auf die ESC-Bühne gebracht hat. Jedes Mal, wenn ich mir "Loin d'ici" anschaue, fühle ich mich wie eine Elfe, die durch eine malerisch bunte Blumenlandschaft fliegt, in der alle Lebewesen magisch sind und überall Süßigkeiten wachsen.

"Halo" ist so eine fetzige Nummer! Als ich es zum ersten Mal hörte, konnte ich meinen Ohren kaum glauben! Leider hat hier die Live-Version, die ich schließlich bewerten muss, vieles kaputt gemacht. Und erneut muss ich bei Österreich schreiben: "Was hier mit einer anderen Live-Performance möglich gewesen wäre...", aber das wissen bei diesem Beitrag alle Beteiligten schon selber.

Der Auftritt und Sieg von Conchita Wurst hat die Welt ein gehöriges Stück weit verändert. Ich bin mir über die Wirkungen, die der ESC-Finalabend 2014 für queere Menschen hatte bewusst. Ich weiß, dass auch ich dadurch profitiere, weiß, dass Europa und auch der übrige Teil der Welt dadurch zu einem weniger diskriminierenden Ort für queere Menschen geworden ist. All das kann man gar nicht genug wertschätzen. Dieser 13-minütige Kurzfilm mit dem Titel "12 Points", um Conchitas ESC-Sieg, den ich mir schon oft angesehen habe, portraitiert einen Teil der Wirkung dieses ESC-Sieges gut. Allerdings ist der Hauptaspekt eines ESC-Beitrages das Lied, die Komposition. Und die finde ich gar nicht so toll wie die meisten anderen Menschen. Ich halte "Rise like a Phoenix" nicht für einen schlechten Song. Bei mir kommt musikalisch aber bei weitem nicht so viel an, wie bei vielen anderen ESC-Beiträgen. Mein 13-jähriges Ich mochte die Drag Queen Conchita Wurst, aber das Lied hat mir viel zu wenig gebracht und so hat es - trotz allem - damals in meinem Ranking nur für Platz 26 gereicht. Mir war es also egal, ob "Rise like a Phoenix" knapp im Halbfinale ausscheidet, oder im Finale letzter wird. Ohne Conchita in diesem Beitrag wären es noch einige Plätze weiter unten gewesen. Und doch war ich froh über diesen Sieg. Weil er den Sieg der Niederlande verhindert hat, und weil es etwas mit mir gemacht hat, zu sehen, dass so eine Person europaweit von so vielen Menschen gefeiert wird. Dass es vielleicht doch an irgendeinem Ort möglich ist, schöne Kleider zu tragen, auch wenn man das Pech hat, ein Junge oder Mann sein zu müssen. Um näheres über mich zu begreifen, war ich damals noch zu jung, in einer heteronormativen Welt. Es ist nicht in Worten zu beschreiben, wie sehr ich Tom Neuwirth/Conchita Wurst und sein handeln und wirken wertschätze. Und dennoch kommt Conchita in der Wirkung auf mich nicht ansatzweise an die Wirkung von Nemos ESC-Sieg heran. Letztlich fühle ich in der Regel gar nicht so viel, wenn ich mir Conchitas Auftritt anschaue und deshalb würde ich den Beitrag auch Heute vermutlich nicht viel höher ranken als damals. Tom Neuwirth als Künstler soll das aber nicht schmälern.



Samstag, 19. April 2025

ESC 2014-2024 (22/45): Norwegen

 Nun habe ich mich doch noch dazu entschieden, dieses Projekt nach einer langen Pause fortzuführen. Ich möchte es bis zum ESC 2025 abschließen. Norwegen ist als nächstes an der Reihe - ein Land, auf das immer zu zählen ist, wenn es um die Produktionsqualität der Beiträge geht.

Platzierung als Nation in meinen Rankings: 24. (21./14./34.)

Beste Platzierung in meinen Jahresrankings: 7. (2023)

Niedrigste Platzierung in meinen Jahresrankings: 33. (2022)

Teilnahmen 2014-2024: 10

Bestes Ergebnis beim ESC: 5. mit 268 Punkten 2023

Niedrigstes Ergebnis beim ESC: 13. im Semi mit 63 Punkten 2016

Mit "Queen of Kings" hat Norwegen sich in seiner Produktionsqualität selbst übertroffen. Alles an diesem Beitrag, Alessandras Ausstrahlung, die Kostüme, die Kameraführung, der Einsatz der Technik, die Choreographie und allen voran natürlich die Musik, ist auf einem Produktionsniveau das für sich spricht und das Top-Ergebnis für diesen Beitrag beim ESC verdient macht. Denjenigen, die sich den ESC nicht anschauen und sagen das sei alles nur Trash dort, braucht man nur diesen Auftritt zeigen und sie verstummen. Selbst diejenigen, denen diese Musik nicht gefällt, erkennen die Qualität dieses Beitrags an. Für mich intensiviert der queere Empowerment-Hintergrund des Songs das Hör- uns Seh-Erlebnis noch weiter. Es ist das Beste was Norwegen in den letzten 10 Jahren zum ESC geschickt hat.


"A Monster like me" ist eines der ESC-Lieder die ich nach mehreren Jahren noch am häufigsten höre. Erst einige Zeit nach dem ESC 2015 habe ich entdeckt, wie sehr ich dieses Lied mag. Es ist eines der Songs, die ich am liebsten selber als Cover singe - von allen mir bekannten Nummern, auch außerhalb des ESCs. Das liegt u.a. daran, dass es ganz gut zu meiner Stimmlage passt und ein Duett ist. Aber auch das musikalische packt mich mit der Zeit immer mehr. Zur Zeit des Wettbewerbs habe ich noch nicht den Schmerz verstanden, den dieses Lied trägt. Mir gefällt auch, dass es ein spezifischeres Gefühl ist, als der oft besungene einfache Liebeskummer. Vielleicht war ich mit 14 zu jung dafür. Das ziehe ich als einen von mehreren möglichen Gründen in meiner Erklärung heran, warum ich das Lied zur Wettbewerbszeit noch nicht so sehr genoss, wie ich es inszwischen tue.

"Silent Storm" ist eine wundervolle Ballade, wie man sie hören und sehen will beim ESC. Auch, weil es eine Ballade ist, wie man sie noch nicht gehört hat - musikalisch und inhaltlich. Dieser Auftritt hat meiner Meinung nach die beste Geigeninszenierung in der ESC-Geschichte. Es ist insgesamt ein Auftritt, der meiner Erfahrung nach auch Casual Viewern über Jahre gut in Erinnerung geblieben ist und das wundert mich nicht.

Ein einzigartiges Gesamtkunstwerk hat Norwegen mit "Ulveham" an 200 Millionen Zuschauende gebracht. Doch das Beste daran ist kein künstlerischer Aspekt, sondern wie mitreißend dieser absolute Banger ist. Nach dem Hören brauche ich immer erstmal einen Moment um mich davon zu erholen.

Ich liebe die geniale Melodie von "Fallen Angel"! Hinzu kommt eine Augenweide an Inszenierung auf der Bühne. Auch die liebenswerte Art von Tix macht den Beitrag sympathisch.

An "Spitir in the Sky" mag ich am meisten den Sami-Gesang, er ist ein schwacher Trost für mich, dass Jon Henrik Fjällgren aus Schweden bis heute nicht auf der ESC-Bühne stand.

"Grab the Moment" hat sich ein wenig als ein Ohrwurm bei mir festgesetzt. Häufig habe ich Momente, in denen ich mir sage "genieße das, was jetzt ist. Es wird vergehen". Seit 2017 ist mein nächster Gedanke darauf "Grab the Moment".

Was Norwegen zum ESC schickt hat Qualität, keine Frage. Mir fehlt bei all dieser Professionalität aber oft das gewisse Etwas, weshalb es in meinen persönlichen Rankings nicht für bessere Platzierungen reicht. Wenn Norwegen so weiter macht, und auf weitere große Experimente beim Norge Melodi Grand Prix verzichtet, ist dem Land ein dauerhaft gutes Abschneiden fast sicher und die Chance da, in den nächsten Jahren immer wieder ein Top-Ergebnis beim ESC abzustauben - vielleicht sogar einen Sieg. Es wäre nicht ganz unverdient.



Samstag, 1. März 2025

Chefsache ESC 2025 Finale - Die beste Wahl für Deutschland?

 Heute Abend um 20:15 Uhr wird das Finale des deutschen Vorentscheides zum 69. Eurovision Song Contest 2025 in den EMG Studios in Hürth ausgetragen. Übertragen wird die Show im Ersten Deutschen Fernsehen, auf One, und online auf Eurovision.de, in der ARD Mediathek und für internationale Zuschauende auf dem YouTube Kanal vom ESC. In diesem Blogbeitrag möchte ich auf die Chancen der neun Finalbeiträge eingehen - in diesem Vorentscheid und beim ESC. Dabei berücksichtige ich vor allem Reaktionen aus dem Ausland, auf die bisherigen drei Chefsache Shows. Vorweg möchte ich klarstellen dass es beim ESC um das Feiern und Wertschätzen von Kunst geht und das auch für diese Finalisten gilt. Der ESC ist aber ein Wettbewerb und wenn Stefan Raab das Ziel gesetzt hat den ESC zu gewinnen, müssen wir die Beiträge mit anderen in den Vergleich setzen und dabei ehrlich sein. Ich freue mich bei allen Beiträgen über den künstlicherischen Wert, doch nicht alle haben gute Aussichten auf Erfolg beim ESC.

Das sind die neun Finalisten im Schnelldurchlauf:


Starten wir mit "Lovers on Mars" von Lyza. Viele sehen darin einen Wettbewerbsbeitrag, der genauso gut bei den schwedischen Melodifestivalen laufen könnte, dem wohl stärksten ESC-Vorentscheid. Das ist erstmal ein großes Kompliment, allerdings ist man sich auch einig, dass dieser Titel wohl eher auf den hinteren Rängen des Melfests landen würde. Er verkörpert leider auch genau das, was seit vielen Jahren am stärksten am deutschen Vorentscheid kritisiert wird: Radiotauglicher Massenpop, den man schon viel zu oft in viel besser gehört hat. Damit lässt sich beim ESC Heutzutage nicht mehr viel holen. Ich bin kein Freund davon, musikalisch ähnliche Beiträge miteinander zu vergleichen und zu behaupten dass ähnliches auch ähnlich abschneiden würde, denn von jeder musikalischen Art gibt es Beiträge beim ESC die großen Erfolg feierten und andere, die komplett abschmierten. Trotzdem möchte ich in diesem Artikel ein paar Vergleiche zu vorherigen ESC-Titeln ziehen, bei denen ich mir ein ähnliches Szenario vorstellen kann. Bei "Lovers on Mars" ist mein Vergleichsbeitrag "Ghost" von Jamie-Lee, Deutschland 2016. Ein solider Popsong mit einer individuellen Performance, den niemand schlecht findet. Die Sängerin hat eine gute Stimme und eine professionelle Bühnenausstrahlung mit Persönlichkeit. Aber letzten Endes ist es nur ein uninnovativer, belangloser Popsong, der auf dem letzten Platz mit 11 Punkten endete und um den kaum jemand traurig ist, dass die Rote Laterne diesen Song getroffen hat, weil es einfach nur ein Song ist - nichts Besonderes. All das trifft auch auf "Lovers on Mars" zu und ich fürchte dass es beim ESC in der Masse untergehen und vergessen werden würde. Beim deutschen Vorentscheid ist diese Masse nicht so groß und angesichts der Konkurrenz würde der Titel sicherlich einige Anruferstimmen einbringen, sofern er denn ins Super-Finale kommt. So halte ich es für durchaus möglich, dass "Lovers on Mars" heute Abend gewinnt.

Im wohl größten internationalen Fan-Voting auf MyEurovisionScoreboard liegt "Lovers on Mars" unter den neun Finalisten auf Platz 3. Bei mir persönlich ist es die #6 der neun. Meine Prognose des Beitrags beim ESC: Platz 18 bis 26.

Die Band The Great Leslie galt als einer der Top-Favoriten, als die 24 Acts verkündet wurden, die beim deutschen Vorentscheid live performen dürfen. Mit interessanten Persönlichkeiten auf der Bühne und einer Stimmfarbe mit Wiedererkennungswert, gibt die Band sowohl einen sympathischen, geerdeten Eindruck, als auch einen mit Superstar Potential ab. Nachdem aber klar wurde mit welchem Song The Great Leslie antritt, fielen die Chancen in den Keller. Manchmal ist es so einfach wie in diesem Beispiel: Der Song ist schlichtergreifend viel zu schwach. In internationalen Reaktionen darauf würdigen ESC-Fans die Band und ihren Auftritt, sind sich aber einig dass dem Song alles fehlt, was ein ESC-Titel braucht. Vielleicht würde die Band als Solche noch von wenigen, einzelnen Jurymitgliedern mit Trostpunkten für das Potential beschenkt werden. Im Vereinigten Königreich, Irland und Australien könnten sogar ein paar Leute dafür anrufen. Außerhalb davon haut das aber niemanden so sehr vom Hocker, dass es in Basel als der eine persönliche Favorit auserkoren wird. Vielleicht tritt The Great Leslie in einem anderen Jahr mit einem besseren Song an. In diesen Tagen wird "These Days" wohl kaum genügend Anrufe erhalten, um bei Chefsache ESC am Ende ganz vorne zu landen.

Das internationale Fan-Voting spiegelt Dies mit dem 8. Platz. Ich habe den 7. Platz dafür übrig. Meine ESC-Prognose: Platz 23-26.

Cosby erfüllt in etwa das, was sich von The Great Leslie erhofft wurde. Die Band bringt optisch einen interessanten Auftritt, auch wenn das Staging des Halbfinals von einigen noch kritisiert wird; Die Bandmitglieder wirkten nicht wie eine Einheit. Der Song "I´m still here" wirft musikalisch einen etwas anderen Ton an, als das was beim ESC übrlicherweise läuft und kann damit zunächst das Interesse der Zuschauer gewinnen. Der Song ist stimmlich sehr gut performt und hat eine interessante Struktur mit vielen verschiedenen Phasen und Momenten. Ein Höhepunkt reiht sich an den anderen, es kommt immer ein wenig etwas Neues und wird bis zum Ende nicht langweilig. Hinzu kommt eine überdurchschnittlich starke Message mit relativ leicht zu verstehendem Text. Es ist ein Auftritt mit dem Deutschland in Basel keinesfalls schlecht aussehen würde. Für den ganz großen Wurf ist das Gesamtpaket aber dann doch zu wenig. Da hat es in der Vergangenheit schon sträkere Band-Auftritte mit ähnlicher Musik beim ESC gegeben. Heute Abend sehe ich gute Chancen auf einen Sieg von Cosby.

Im internationalen Fan-Voting liegt Cosby auf Platz 2. Auch von mir gibt es den 2. Platz unter den Finalisten. Meine ESC-Prognose: Platz 13-22, mehr Punkte von der Jury als vom Publikum.

Benjamin Braatz erinnert mit seinem Auftritt zu "Like you love me", ähnlich wie The Great Leslie, auch an die britische Musikszene vor einigen Jahrzehnten. Aserbaidschan hat vor zwei Jahren ähnliches beim ESC versucht, wie es nun Benjamin tut. Die Zwillinge Tural und Turan haben mit einem gewissen Niedlichkeitsfaktor in Liverpool, auf den Spuren der Beatles, mit ihrem Liedchen über ein spezielles Liebesgefühl jedoch nur Platz 14 im Halbfinale (4 Punkte) erreicht und damit das Finale verpasst. Leider müssen wir bei Benjamin Braatz ähnliches erwarten, auch wenn die Jury vielleicht noch ein wenig nachhelfen könnte, die im Halbfinale 2023 nach den Regeländerungen nicht abstimmen durfte. "Like you love me" hat nur ganz wenige Fans. Für die meisten ist das Lied einfach zu langweilig. Sollte es heute Abend das Televoting erreichen gehe ich dort von einem letzten Platz aus. Auch wenn der große weiße Stuhl an die "Liebe ist für alle da" Performance von Leonora aus Dänemark 2019 erinnert, hatte Leonora einen anderen Charme und eine packendere Melodie zum Schunkeln, die deutlich mehr Herzen erreichen konnte. "Love is Forever" belegte in Tel Aviv Platz 12. Mein erster Gedanke ging beim Halbfinalauftritt an "Me and My Guitar", Belgien 2010. Allerdings kommt Benjamin leider bei Weitem nicht an dieses Meisterwerk heran, das beim ESC mit Platz 6 belohnt wurde. Und auch die vielen Vergleiche mit dem unschuldigen Finnen, der 2011 vor einem überdimensionalen Planeten "Da da dam" trellerte hinken im Niedlichkeitsfaktor. Auch Dieser erreichte beim ESC nur Platz 21, obwohl er vielen bis Heute gut in Erinnerung bleibt.

Im internationalen Fan-Voting liegt "Like you love me" unter den Finalisten auf dem 9., also letzten Platz. Ich mag das Lied und den Auftritt und vergebe Platz 3 im Finale. Meine ESC-Prognose: null Punkte vom Publikum, maximal ein paar wenige Punkte von der Jury. Vielleicht letzter Platz.

Der Song "Empress" von Julika klingt im Schnelldurchlauf zwar wie eine solide ESC-Nummer, hat aber keinerlei Höhepunkt, keine "Hook-Line", wie es in der Show schon hieß. Es fehlt der Grund dafür anzurufen und wenn wir ehrlich sind, fehlt auch das Gewisse Etwas. Das Staging wird von manchen als hochwertig bewertet. Andere sagen dass dort nichts zusammenpasst und auch nicht zum Song. Ich schätze in Basel würde sich niemand für diesen Beitrag interessieren. Auch schätze ich die Chancen für heute Abend eher gering ein, mit dem Sieg herauszugehen. Ich sehe was dieser Beitrag eigentlich sein soll, was die Künstlerische Vision war, die ist aber leider auf ganzer Linie nicht erreicht wurden.

Im internationalen Fan-Voting ist "Empress" auf Platz 5. Bei mir reicht es nur für Platz 8 der Finalisten. Meine ESC-Prognose: 25.-26. Platz.

"This Bliss" von Leonora schreit nach der Kombination aus Black Smoke (Deutschland) und The Makemakes (Österreich). Beides endete 2015 mit null Punkten. Der Song mag künstlerisch wertvoll sein, aber dafür ruft beim ESC Heute niemand mehr an. Auch fünfköpfige nationale Jurygruppen bewerten das nur mit Platz 15-20 = null Punkten. Mit diesem Auftritt würden wir uns sicherlich nicht blamieren, aber er wäre aus meiner Sicht ganz eindeutig die schlechteste Wahl, wenn es um das Ergebnis geht. Ich glaube dass Stefan Raab darin etwas von seinem ESC-Beitrag mit Max Mutzke, "Can`t wait until tonight" sieht. Aber das was den Appeal von Max' Auftritt in Istanbul 2004 ausmacht, fehlt hier. Außerdem hat sich der ESC in diesen 21 Jahren verändert. Den 8. Platz von Max können wir damit nicht wiederholen. In einem möglichen Televoting heute Abend sehe ich den Titel auch weitestgehend chancenlos. Ich glaube hier verhält es sich ähnlich wie mit "Empress"; Die künstlerische Vision ist erkennbar, wurde aber nicht erreicht.

Im internationalen Fan-Voting belegt "This Bliss" Platz 7 unter den Finalisten. Bei mir ist es der letzte Platz. Meine ESC-Prognose: "I'm sorry Germany, zero points overall"

Moss Kena hat als Einziger im Halbfinale bei mir einen richtig magischen Moment erzeugen können. Drei Minuten das Publikum zu fesseln und es dann mit Begeisterung zurücklassen, wer das schafft landet beim ESC weit vorne, denn dann haben Zuschauende den Impuls dafür anzurufen und auch die Jury lässt das nicht kalt. Auch viele andere schildern, diesen Effekt bei dieser Ballade zu haben. Andere finden den Titel einfach nur langweilig, aber das ist der Normalfall bei Balladen, auch bei denen, die den ESC gewinnen. Derzeit stehen 23 der 37 Teilnahmebeiträge für Basel öffentlich fest. Bislang haben wir ungefähr drei Balladen im Jahrgang, von denen womöglich nicht alle ins Finale kommen werden. Die Zuschauer, die den ganzen Abend auf schöne Balladen warten, würden mit "Nothing can stop Love" endlich erlöst und verzaubert werden. Außerdem könnte es sein, dass sich Jurypunkte, die tendenziell eher an Balladen, als an Uptempo-Songs gehen, dieses Jahr auf weniger Beiträge verteilen und mehr für Moss Kena rausspringt. Es könnte vielleicht gar nicht so verkehrt sein, diese Nummer nach Basel zu schicken. Vielleicht würden wir damit am meisten Punkte einsammeln. Ich denke dass dieser Titel heute in einem Televoting realistische Chancen auf einen Sieg hätte, obwohl sich scheinbar viele Deutsche daran stören, dass Moss Kena nicht gut deutsch spricht.

Im internationalen Fan-Voting belegt "Nothing can stop Love" Platz 6. Es ist mein persönlicher Favorit unter den Finalisten. Meine ESC-Prognose: Bei den Jurys: Platz 5-16, insgesamt: Platz 10-20.

Feuerschwanz ist seit Jahren im Gespräch für Deutschland zum ESC zu fahren. Nun sind sie endlich im deutschen Vorentscheid. Nur sind die meisten Feuerschwanz-Fans sehr enttäuscht, denn der Song "Knightclub" wird als einer der schwächsten im langjährigen Repairtoire der Mittelalter-Band gesehen. Deshalb wünsche ich mir für Feuerschwanz, dass sie in einem anderen Jahr mit einem besseren Song zum ESC fahren. Ob die vielen Feuerschwanz-Fans heute Abend trotzdem für ihre Band abstimmen werden ist unklar. Nach der Prognose vieler, wird Feuerschwanz heute Abend gewinnen, alleine schon aufgrund der viel größeren Fanbase, als die aller anderen Finalisten. Hinzu dürften eine Menge Anrufe kommen, von "Casual Viewern", die das für einen guten Versuch beim ESC halten, wegen der auffälligen Outfits und weil es kein typischer Radiopop ist, wie sonst beim deutschen Vorentscheid. Andere fühlen sich mit Blick auf den letzten Platz von Lord of the Lost vor zwei Jahren abgeschreckt, für Feuerschwanz anzurufen. Doch ich denke dass diese beiden Beiträge sehr unterschiedlich sind und auch anders funktionieren. Nur funktioniert "Knightclub" aus meiner Sicht nicht wirklich. Es gibt eine wirklich gute "Hook-Line" ("Fight me in the Knightclub"), aber leider bietet der Song nicht mehr und der Ohrwurmfaktor von anderen Feuerschwanz-Titeln ist auch deutlich höher. Insgesamt ist das Musikalische einfach zu schwach um in Europa einzuschlagen. Aus diesem Grund (nicht wegen Ähnlichkeiten zu Lord of the Lost), fürchte ich, wird es kein gutes Ergebnis hierfür in Basel geben.

Stefan Raab hat zwischen dem Halbfinale und Finale kurzfristig die Regeln geändert. Im Finale wird die Jury zunächst noch einmal vier Beiträge aussortieren, nachdem alle neun Songs, sowie neun Coversongs performt wurden. Erst danach kann das Publikum über die übrigen fünf Beiträge abstimmen. Es ist eindeutig, dass dies ursprünglich anders geplant war. Ich folge der populären These, dass Stefan Raab die Regeln entsprechen änderte, um Feuerschwanz für die Einschalt-Quote mit ins Finale nehmen zu können, dort dann aber rausschmeißen kann, damit sie nicht gewinnen, weil er merkt, dass der Song doch zu schwach ist. Ich wünsche mir auch dieses Szenario. Für Deutschland beim ESC und für Feuerschwanz - damit sie in einem anderen Jahr mit einem viel besseren Song den ESC rocken.

Im internationalen Fan-Voting wird der Song auf den 4. Platz gewählt. Bei mir ist es Platz 5 unter den Finalisten. Meine ESC-Prognose: Platz 22-26, vielleicht null Punkte von der Jury.

Der große Favorit heute Abend ist "Baller" von Abor & Tynna. Es ist der einzige Song der international nennenswert Anklang findet, auch wenn dieser begrenzt ist. Deutsche ESC-Fans betteln in den Sozialen Medien andere ESC-Fans an für "Baller" abzustimmen um Deutschland zu retten, denn man darf auch aus dem Ausland abstimmen. Wie das geht, wird wohl erst in der Show selbst erklärt. Ich halte es auch für das wahrscheinlichste Szenario dass "Baller" heute das Televoting gewinnt, sogar wenn Feuerschwanz ins Televoting gelassen wird. Ich glaube auch dass wir damit die größten Chancen beim ESC haben, würde mir aber SEHR wünschen, dass Stefan Raab den Song noch einmal einem Revamp unterzieht, das live auf der Bühne funktioniert. Sonst könnte es uns so gehen wie Österreich 2022, die mit "Halo" vom DJ LUM!X als einer der Favoriten auf den Sieg galten - bis der Song erstmals live performt wurde. Schlussendlich reichte es nicht einmal fürs Finale. Auch das Staging von "Baller" muss komplett neu gestaltet werden, aber dafür ist ja noch Zeit. Wie der überarbeitete Beitrag dann in Basel abschneiden würde, finde ich schwierig vorherzusagen. Aber eine Chance auf viele Punkte haben wir wohl am ehesten hiermit.

Im internationalen Fan-Voting ist "Baller" mit deutlichem Abstand auf Platz 1. Bei mir persönlich ist es der 4. Platz unter den Finalisten. Meine ESC-Prognose: 8.-26. Platz (genauer kann ich`s derzeit nicht machen)

Stefan Raab wird sicherlich scheitern mit seinem Ziel den ESC dieses Jahr zu gewinnen. In den Wettquoten um den Sieg ist Deutschland seit der ersten Show von Chefsache ESC von Platz 10 auf Platz 23 gefallen, mit inzwischen nur noch 1% Wahrscheinlichkeit auf den Sieg. Das spiegelt auch die internationalen Reaktionen auf die Shows wider. Ich bin enttäuscht von Stefan Raab. Nicht weil er nicht gewinnen wird, sondern weil er nicht an den Songs mitwirkt. Dass wir wahrscheinlich nicht den ESC-Siegersong unter 3.800 Bewerbungen haben werden war doch klar. Raab kann Songs produzieren - und das sehr erfolgreich - in vielen verschiedenen Musikrichtungen. Warum hat er nicht selbst Hand angelegt? Das hatte ich mir unter "Chefsache ESC" vorgestellt. War es die falsche Entscheidung vom NDR sich das Diktat von Stefan Raab heran zu holen? Nein. Es ist das letzte Jahr des NDR und seit mehreren Jahren bettelt der NDR förmlich darum, den ESC endlich an eine andere Rundfunkanstalt abgeben zu dürfen. Wir hätten nicht viel zu erwarten gehabt vom NDR in diesem Jahr, also war es den Versuch wert an Stefan Raab abzugeben. Dieser hat sich aber in den bisherigen drei Shows mit seinen Kommentaren und Entscheidungen so präsentiert, dass er nicht viel Ahnung vom ESC und dem heutigen ESC hat. Ich hoffe dass dieses Format nächstes Jahr nicht wiederholt wird. Und ich hoffe dass From Fall to Spring endlich eine verdiente Chance bekommt zum ESC zu fahren. Für heute Abend wünsche ich allen Acts gutes Gelingen.