Freitag, 30. Juni 2017

Lächerliche Konsequenzen für Ukraine und Russland

Rund 24 Stunden und eine historische Bundestagssitzung, die nicht nur mich zu Tränen gerührt hat, später, habe ich mich nun in ein emotionales Level bewegt, in dem ich hierüber berichten kann. Nachdem die EBU beim großen Vorbereitungstreffen irgendwie darin versagt hat, über die Sanktionen für die Ukraine und Russland zu entscheiden, haben sie es gestern getan. Um das Geschehen nachvollziehen zu können, gibt es hier eine super kurze Zusammenfassung, in der nur die Rahmenereignisse, ohne das entscheidende Fehlverhalten der Rundfunkanstalten repetiert wird:

Als die Ukraine 2016 den Eurovision Song Contest gewann, gaben die ersten Stimmen vom russischen Rundfunk Channel One, noch am Abend des Finals bekannt, dass Russland in der Ukraine definitiv nicht teilnehmen werde (sofern sie es denn schaffen würden einen ESC auf die Beine zu stellen). Einige Monate später beantwortete Channel One die Einladung zum 62. ESC dann offiziell. Das dieser Schritt nur hinterlistige Taktik war, konnte da noch keiner ahnen.

UA:PBC, die ausrichtende Rundfunkanstalt der Ukraine, veröffentlichte Russland eine Liste von Sängern, die ein gesetzliches Einreiseverbot in die Ukraine haben und deswegen nicht am ESC teilnehmen können. Russland akzeptierte diese Liste und machte sich dann (angeblich) auf die Suche nach einem Interpreten, der sie in Kiew repräsentieren soll. Sie entschieden sich für die im Rollstuhl sitzende Julia Samoylova. Eben diese hatte ebenfalls ein Einreiseverbot in die Ukraine, weil sie dort gegen entsprechende Gesetze verstoßen hatte, sie stand nur nicht auf der vorweg verfassten Liste von UA:PBC, da das gerichtliche Urteil über ihr Einreiseverbot noch nicht gefallen war.

Julia Samoylova im Preview Video zu "Flame is burning"

Sämtliche geniale Lösungsvorschläge, wie zum Beispiel eine Liveübertragung aus Russland, während der Show für die Performance von Julia, wurden von Channel One ohne erkennbaren Grund abgelehnt. Wie wir heute wissen, weil Russland gar nicht teilnehmen wollte. Die Ukraine entgegnete immer wieder, dass Russland willkommen sei, solange sie mit ihrer Teilnahme nicht gegen Gesetze verstoßen.

Am Ende gab Channel One sogar zu, dass man das wochenlange Thater, mit täglichen Nachrichten nur durchmachte, weil man für eine negative Berichterstattung über den ESC und die Ukraine sorgen wollte. Man wollte den ESC dafür bestrafen, dass sie Russland ihren Sieg genommen haben und ihn an einen politischen Song weitergegeben haben. Russland gewann 2016 das Televoting, wurde jedoch "nur" #3. So regelt man das also in Russland wenn man mit den Regeln eines Spiels nicht einverstanden ist...

Nun verkündete die EBU also die Strafen für dieses Fehlverhalten. UA:PBC sollte eine Geldstrafe von 200.000€ erhalten. Hauptgrund, der in dieser Strafe mit integriert ist, sind die extremen Verzögerungen, die die Ausrichtung vom ESC schon fast unmöglich machten. Sie wurden durch Sturheit des Parlaments veerursacht. Der Sender an sich gab sich das ganze Jahr über aller größte Mühe für eine möglichst gute und würdige Veranstaltung. Für das Engagement einiger Verantwortlichen möchte ich an dieser Stelle meinen Respekt aussprechen. Da es sich selbstverständlich um einen öffentlich rechtlichen Sender handelt, wird die Geldstrafe am Ende wohl so oder so vom ukrainischen Parlament bezahlt müssen. UA:PBC legte übrigens Klage gegen diese Strafe ein.

Eine lächerliche Strafe für die Ukraine, liegt noch im Bereich des Aushaltbaren, bezahlte man für die Ausrichtung vom ESC doch schon einen zweistelligen Millionenbetrag... Solange Russland eine angemessene Strafe bekommt, ist dies jedoch verkraftbar. Aber genau hier kommt der Punkt, der mich zu emotionalen Ausbrüchen schlimmen Grades geführt hat. Das Einzige Angemessene wäre hier eine Sperre von Russland beim Wettbewerb, für mindestens ein Jahr, aber nein Channel One erhält einzig und allein eine einfache Verwarnung. EINE VERWARNUNG. Mehr nicht! Es fällt mir schwer jetzt keine Kraftausdrücke zu verwenden. Als Begründung hieß es dass Russland nichts dafür kann. Wie kann die EBU nur so ignorant sein?! Es handelt sich hier um das größte Felverhalten, das es jemals in der Geschichte beim ESC gegeben hat!

Die höchste Strafe die jemals vergeben wurde, war eine drei Jahre lange Sperre für Libanon, als sie sich in letzter Sekunde vom Wettbewerb zurückzogen. Sie konnten nicht garantieren, dass sie den Beitrag vom verhassten Israel normal ausstrahlen werden. Wenn es dafür drei Jahre gab, müsste es hier mindestens das gleiche geben. Eine Sperre von drei Jahren gilt als Höchststrafe für Missverhalten einer Rundfunkunion oder dessen Mitglieder.

Das letzte mal dass es eine Verwarnung gab, war 2016, als Iveta Mukuchyan die Flagge von Bergkarabach kurz in die Kamera hielt. Die meisten Zuschauer werden dies nicht mal bemerkt haben. Bergkarabach ist eine Exklave von Armenien "in" Aserbaidschan, dessen Einwohner von der aserbaidschanischen Regierung unterdrückt wurden. Iveta tat dies im völligen Alleingang, ohne Absprache mit ARMTV. Offensichtlich sieht die EBU dies und das unbeschreiblich respektlose Verhalten von Channel One als gleichwertig an. Wenn es jemanden gibt, der mir das erklären kann, soll er dies bitte in die Kommentarfunktion schreiben. Andernfalls werde ich mich wohl immer fragen warum diese *********** Entscheidung getroffen wurde.

Iveta Mukuchyan mit der Flagge von Bergkarabach live beim ESC 2016

Ich möchte mich von diesem Thema nun bestmöglichst entfernen und beende diesen Post jetzt, bevor es noch zu einer unangemessenen Ausartung kommt, wobei man diese Entscheidung der EBU als genau dies bezeichnen könnte. Am Ende steht vor Allem, dass beide Nationen weiterhin teilnehmen können.

Flame is burning - Julia Samoylova (ursprüngliches Preview Video)

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