Mittwoch, 31. Mai 2017

Schlechte Einschaltquoten beim Eurovision Song Contest 2017

Über die Wochen haben nun auch die letzten Länder ihre Einschaltquoten ermittelt. Rund 182 Millionen Menschen haben den 62. Eurovision Song Contest 2017 Celebrate Diversity in Kiew im TV verfolgt. Das sind rund 15 Millionen Zuschauer weniger als im Vorjahr. Die letzen Jahre gab es immer Verluste von etwa 0,5 Millionen Zuschauern. Woher dieser plötzliche Absturz?

Das Russische Fernsehen Channel One leugnet dass die Ukraine den Eurovision Song Contest 2016 gewonnen hat und hat somit eine Übertragung aus dem neuerdings verfeindeten Land boykottiert. Sich in Russland befindende Menschen war es nur möglich über einen der beiden online Livestreams den Wettbewerb zu verfolgen. Aus Russland gab es immer stetig haltende Einschaltquoten von 16 Millionen Zuschauern. Wenn man von den Verlusten aus Russland absieht, hat der ESC dieses Jahr sogar an TV Zuschauern gewonnen!

Besonders hervorheben möchte ich die Einschaltquoten aus Tschechien; das 1. Halbfinale sahen dort rund 145.000 Menschen. Das zweite Halbfinale, ohne tschechische Beteiligung kam auf 100.000 Zuschauer und das Finale verfolgten 188.000 Zuschauer vor dem Fernsehbildschirmen. Auf den ersten Blick sehr kleine Zahlen. Selbstverständlich sind dies für den Sender ČT auch Negativrekorde, bei der Einstellung des Senders jedoch nichts schlimmes. Es zeigt sich dass der ESC, seit der Rückkehr von Tschechien 2015, einen immer größeren Stand in der Gesellschaft einnimmt. Das ist das was zählt. Hoffentlich werden diese 188.000 Zuschauer in ein paar Jahren auch nicht mehr belächelt.

In Italien hingegen wurden alle Positivrekorde geknackt, alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen. Dort hat das Land nun die Entwicklung abgeschlossen, die in Tschechien momentan noch am Anfang steht. Den größten Marktanteil hat dieses Jahr Island mit 98%. Selbstverständlich kein Rekord, eher ein kleiner Rückschlag für den ESC in Island, kam man vor ein paar Jahren noch auf (gerundet) 100% Marktanteil. Ich habe bereits angedeutet welche Bedeutung der Eurovision Song Contest in Aserbaidschan, Malta und Island hat. Hier ist der Beleg.

In Deutschland sehen wir schwarz. Das letzte mal sahen 2009 so wenig Deutsche den Eurovision Song Contest. Nur 7,76 Millionen schalteten die ARD für die Eurovisionshymne ein. Dies entspricht einem beachtlichen Marktanteil von 31,5%. Deutlich besser als in den Vorjahren. Trotzdem sank die Zuschauerzahl um 1,57 Millionen ab. Schuld dürften zwei letzte Plätze in Folge und ähnliche Aussichten für 2017 gewesen sein. Weitere 320.000 Zuschauer haben das Finale auf ONE, mit live-Social-Media-Einblendungen verfolgt. Die Halbfinals auf ONE wurden jeweils von 560.000 Zuschauern gesehen. Das entspricht einem Marktanteil von 2,2%. Großartige Werte für ONE, aber wie immer grausige für den ESC in Deutschland. Die Party auf der Reeperbahn ab 20:15 Uhr verfolgten 3,94 Millionen Zuschauer am TV. Bei der "Grand Prix Party", im Anschluss an das Finale, blieben noch 2,56 Millionen Zuschauer dran (bei allen Werten handelt es sich um die Durchschnittszuschauerzahl).

Die Onlinequoten schlagen wiederum alle Rekorde, was selbstverständlich an der Nicht-Übertragung von Russland liegt. Rund 6 Millionen Menschen verfolgten den ESC live im Internet, "on Demand" gab es in den ersten 24 Stunden nach der Show noch 8,5 Millionen weitere Zuschauer. Die Livestreams lockten dieses Jahr doppelt so viele Leute an, als noch 2016. Schätzungen zufolge sahen etwa 2,5-2,8 Millionen Menschen in Russland die Übertragung aus Kiew. Der "Rest" sind zum großen Teil ESC-Fans, die außerhalb von Europa und Australien leben. Auch "normale" Zuschauer aus Ländern, die dieses Jahr nicht teilgenommen und die Shows nicht übertragen haben, machen einen nennenswerten Anteil aus.

19 Radioanstalten, die der EBU angehören, darunter auch NDR2, haben die Shows live ausgestrahlt. Deren Quoten gibt es teilweise erst ein Jahr nach Ausstrahlung.

Zuerst sehen die 182 Millionen nach sehr wenig aus, aber wenn man sich weitere Fakten anschaut, wird deutlich, dass immer mehr Menschen diese unbeschreibliche Show sehen möchten - und das 61 Jahre nach Beginn des Grand Prix de la Chanson

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