Dienstag, 30. Mai 2017

Luxemburg sagt ab und kritische Anspielung auf San Marino

Da hat das Luxemburgische Fernsehen RTL wohl "copy and paste" betrieben. Fast auf`s Wort genau identisch ist die Begründung, dass Luxemburg die Einladung zum 63. Eurovision Song Contest 2018, am 22. Mai, abgelehnt hat. Die Mühe einen kleinen Anhang zu formulieren, hat man sich trotzdem gemacht und der hat es in sich!

Dort heißt es unter anderem "Durch die Vergrößerung der Eurovision sind die siegreichen Tage vorbei. Mit dem neuen Wertungssystem ist es sehr unwahrscheinlich, dass Luxemburg Erfolg haben wird. Kleine Länder haben jetzt mehr Probleme damit." Wer in den letzten Monaten und Jahren die ESC-Welt nicht verfolgt hat, wird sich darum nicht groß scheren, wer aber weiß, wie die EBU mit San Marino in letzter Zeit umgegangen ist, wird wissen, dass Luxemburg hiermit dieses Verhalten auf das Schwerste kritisiert.

San Marino ist der einzige europäische Kleinstaat, der noch im Wettbewerb verblieben ist. Alle anderen haben die Schnauze gestrichen voll, oder (im Falle der Vatikanstadt, ) keine Interesse, oder (Im Falle Liechtensteins) aufgrund blöden bürokratischen Umständen nicht die Möglichkeit teilzunehmen. Dies kann sich schon bald ändern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass San Marino, unter diesen Umständen noch einmal teilnimmt.

Besonders die Betonung auf das neue Wertungssystem und der Satz "Kleine Länder haben jetzt mehr Probleme damit", macht auf das aufmerksam, was die San Marinesische Rundfunkanstalt SMRTV am meisten unzufrieden macht. San Marino hat kein eigenes Telefonnetz. Deswegen können für San Marino keine Punkte aus dem Televoting vergeben werden. Bis 2015 war dies kein Problem, da die Regel bestand, dass wenn kein Televotingergebnis in einem Land zustande kommt (wozu es auch in anderen Ländern aufgrund von technischen Problemen kam), einfach das Juryvoting nicht 50, sondern 100% des Landesvotings ausmacht. Durch das neue Votingsystem, sind Jury- und Televoting getrennt. Die EBU ist nicht auf die Idee gekommen, in solchen Fällen die Jurypunkte auch als Televotingpunkte zu zählen, sondern einen Durchschnitt der Televotings, aus vorher festgelegten Ländern, an Stelle des nicht vorhandenen Televotings zu setzen.

Jedes Jahr werden diese Länder neu bestimmt. Beim ersten mal (2016) war auch Deutschland darunter. Die Auswahl dieser Länder scheint ein wenig willkürlich und hat absolut nichts mit dem Geschmack San Marinos zu tun. San Marino findet dass ihnen das demokratische Votingrecht damit bewusst entzogen wurde und sie beim Eurovision Song Contest nicht erwünscht sind. Sämtliche Vorschläge für ein Ersatzvoting, das stellvertretend für das San Marinesische Televoting zählt, wurden, für uns außenstehende Beobachter völlig unverständlich, abgelehnt.

Das ist nur eine von vielen negativen Geschichten von und über San Marino in der EBU und beim ESC. Die EBU beteuert immer wieder glaubwürdig, dass sie sich auch in Zukunft eine dauerhafte Zusammenarbeit mit San Marino beim ESC wünschen. Trotzdem fühlt sich San Marino, verständlicherweise, ungerecht behandelt. Des weiteren hat San Marino immer wieder Probleme einen Sänger zu finden, was hauptgründlich an der geringen Einwohnerzahl und den eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten liegt. Viele Interpreten hätten das Angebot gerne angenommen, sind aber nicht dafür bereit 500.000€ investieren zu müssen. Das diesjährige Ergebnis, was als schlechtestes aller Beiträge, aller Länder, angesehen werden kann, wird die Ausstiegsbewegungen in San Marino bestärken.

Luxemburg nahm das letzte mal 1993 teil und belegte damals den 20. von 25 Plätzen., mit 11 Punkten. Entsprechend ist die Absage wenig überraschend, doch trotzdem schade. Bis heute verbleibt das kleine Nachbarland Deutschlands auf dem 5. Platz der ewigen Liste. Es war, zusammen mit Irland, Großbritannien und Nordirland und Frankreich, eins der vier Länder, die den Eurovision Song Contest über Jahrzehnte hinweg dominiert hat. Sie hatten fast immer ein gutes Händchen dafür, den richtigen Star anzuheuern und einen starken Beitrag zu liefern. Nur wenige Interpreten stammten tatsächlich aus Luxemburg. Fünf mal haben sie den Wettbewerb für sich entscheiden können. Öfter haben das nur noch Schweden (6 mal) und Irland (7 mal) geschafft. Ein großes ESC-Land, das mit der Modernisierung in den 90er Jahren nicht klar kam.

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