Samstag, 21. Oktober 2017

Auswahlsysteme der Rundfunkanstalten/Sender What is Eurovision? - Love Love Peace Peace Teil 4/4

Nachdem wir nun geklärt haben wer am Eurovision Song Contest teilnehmen darf, wie das Regelwerk entstanden ist und verändert wird und was im Laufe eines ESC-Jahres passiert, bleibt nur noch übrig zu erklären wie die Beiträge für den ESC ausgewählt und produziert werden.

Wie du bereits im ersten Teil dieser Serie gelernt hast, sind es nicht Länder, sondern Rundfunkanstalten, die gegeneinander antreten. Wenn eine Rundfunkanstalt entscheidet am nächsten Eurovision Song Contest teilnehmen zu wollen, setzen sich die höchstgestellten der Rundfunkanstalt zusammen und überlegen sich wie sie zu dem Beitrag kommen wollen. Dabei gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten: einen Vorentscheid zu veranstalten, oder eine interne Auswahl durchzuführen. Man kann auch beide Versionen vermischen. Zu einem ESC-Beitrag gehören vor allem drei Aspekte; der Interpret (Sänger), der Komponist und der Song selbst. Bei der Auswahl des Beitrags kann man den Fokus auf eine dieser drei Komponente legen. Es ist auch möglich alles zu kombinieren und nur nach "Gesamtpaketen" auszuwählen.

Natürlich müssen auch andere Entscheidungen über den Beitrag gefallen werden, wie zum Beispiel wer Stage Designer, Kostüm Designer/Schneider, Hair Designer/Friseur, Choreograph, Delegationsleiter, Tänzer, Backgroundsänger u.ä. wird. Dies wird aber immer intern entscheiden nachdem der Beitrag in seiner endgültigen Fassung feststeht. Als Außenstehender bekommt man von der Wahl weiterer Personen um den Beitrag nichts mit. Schauen wir uns also die einzelnen Möglichkeiten einen Beitrag auszuwählen genauer an:

Vorentscheid:

Wenn man sich dazu entscheidet einen Vorentscheid zu veranstalten braucht man zunächst Teilnehmer. Dazu startet man als Rundfunkanstalt einen Aufruf sich zu bewerben. Ebenfalls muss festgelegt werden nach welchem System, sprich wie viele Runden/Shows/Teilnehmer/Anzahl der Weiterkommenden, der Vorentscheid abgehalten werden soll. Da sind der Kreativität und Anzahl an Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Auch die Art des Votings muss bestimmt werden.

Im Allgemeinen gibt es dabei zwei große Möglichkeiten; Televoting und Juryvoting. Es gibt auch die Möglichkeit andere Votingformen, wie zum Beispiel Online-Voting, Radiovoting, oder demoskopischem Voting, mit zu verwenden. Dies kommt allerdings eher selten und meist bei Festivals vor. Auch über das Gewicht des Votings muss entscheiden werden. Sollen die Zuschauer alleine entscheiden? Soll eine Jury alleine entscheiden? Haben beide Seiten jeweils gleich starkes Stimmrecht, oder soll das eine Voting dem anderen überwiegen? Wie stark soll das Voting gegenüber dem anderen überwiegen? Wie vergleicht man die Ergebnisse verschieder Votings? Wie soll die Jury abstimmen? Vergebe ich einfach Punkte? und für wie viele Punkte bekommt wer? Vergebe ich die Punkte nach den Platzierungen, oder sollen die Punkte verhältnismäßig entsprechend der erhaltenen Stimmen vergeben werden? Diesen und vielen weiteren Fragen muss man sich vor einem Vorentscheid stellen.

Logos von Vorentscheiden

Nun muss man nur noch entscheiden welche der Bewerbungen beim Vorentscheid antreten dürfen. Man kann beim Vorentscheid "Gesamtpakete", also fertige Songs inklusive dazugehörige Interpreten gegeneinander antreten zu lassen. Dann hat man mit dem Ende des Vorentscheides bereits den Beitrag fertig. Es gibt aber auch die Möglichkeit lediglich den Sänger auswählen zu lassen und anschließend einen passenden Song für diesen Interpreten intern auszuwählen oder zu produzieren, womit wir schon bei den internen Auswahlen angelangt sind.

Interne Auswahl:

Man kann auch einfach als Rundfunkanstalt komplett nach eigener Macht entscheiden welcher der Bewerber zum ESC fahren soll. Dabei kann man entweder Komponisten zum Bewerben aufrufen, oder einen Komponisten anheuern und dafür bezahlen dass dieser einen möglichst erfolgreichen Song komponiert. Dies wird meistens gemacht wenn zudem ein Vorentscheid durchgeführt wird, bei dem lediglich der Interpret ermittelt wird. Einen erfolgreichen Komponisten zu haben der sein Handwerk kennt ist sicherer um einen qualitativ hochwertigen Song zu haben, die Chance einen Glückstreffer unter zu landen, mit dem man den Wettbewerb gewinnen kann, ist aber viel geringer, als wenn hunderte oder tausende Songs eingereicht werden.

Natürlich kann man auch einen Interpreten auswählen und bitten das Land beim Eurovision Song Contest zu vertreten. Die meisten Sänger lassen sich die Chance nicht entgehen vor 200 Millionen Menschen drei Minuten lang Werbung für sich zu machen. Dann wird zu meist kombiniert, dass ein Komponist einen Song für diesen Interpreten schreiben soll, man kann aber auch nach Komponisten fragen die einen Song für diesen Interpreten schreiben und sich dann damit bewerben. Dies ist wiederum in Verbindung mit einem Vorentscheid möglich, bei dem der Interpret dann schon feststeht und nur noch der Song ausgewählt wird.

Es besteht ebenfalls die Möglichkeit dazu aufzufordern, dass Sänger sich als Sänger und Komponisten sich mit Songs bewerben und dann eine möglichst gute Kombination daraus zu finden. Die einfachste Form der internen Auswahl ist es nach fertigen Beiträgen zu suchen und dann den vermeintlich besten auszufischen und ihn zum ESC schicken. Du siehst, es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Wegen einen Beitrag für den Eurovision Song Contest auszuwählen oder zu produzieren. Viele Rundfunkanstalten haben ihr festes System nach dem sie jedes Jahr gleich auswählen. Andere denken sich jedes Jahr etwas neues aus und gehen dabei manchmal neue Wege, die man noch nicht gesehen hat, so ist zum Beispiel seit ein paar Jahren das Online-Voting zur Auswahl der Beiträge, oder eines Beitrages, für den Vorentscheid populär geworden, hat sich aber als technisch problematisch erwiesen und wurde nach und nach wieder verworfen. Am Ende kann man nur mit einem Glückstreffer gewinnen. Wie wahrscheinlich ein solcher Glückstreffer ist, hängt jedoch vor allem vom Auswahlsystem ab.

Auch wenn Vorentscheide lieber gesehen werden als eine Auswahl/Produktion hinter verschlossenen Türen, ohne Mitspracherecht der Bevölkerung, sind interne Auswahlen tendenziell erfolgreicher auf der ESC-Bühne, allerdings handelt es sich wirklich nur um eine Tendenz. Man kann mit beidem "ganz einfach" gewinnen oder letzter werden.

Was ein Beitrag haben muss um zu gewinnen verraten Måns Zelmerlöw und Petra Mede uns in dem zweiten der beiden namensgebenden Intervalacts dieser Serie. Im Jahr darauf hat aber ein Beitrag gewonnen, der keinen einzigen dieser Ratschläge befolgt hat... Ich hoffe du verstehst jetzt alles ganz genau was worüber ich hier auf dieser Seite schreibe und kannst genau so eine Passion für den Eurovision Song Contest entwickeln, wie ich es getan habe. Viel Spaß beim gucken des Videos und hoffentlich langem und intensivem Verfolgen dieser Website.

Love Love Peace Peace - Måns Zelmerlöw & Petra Mede

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