Samstag, 12. Mai 2018

China werden ESC-Übertragungsrechte entzogen! - Kommentar

Die EBU hat als Reaktion auf die Zensierung einzelner Beiträge der chinesischen Rundfunkanstalt Hunan TV, die den ESC auf dem Sendeplatz von Mango TV ausstrahlen wollten, die Übertragungsrechte entzogen. Das geschah schon kurz vor dem zweiten Halbfinale, sodass dieses, sowie das Finale nicht ausgestrahlt werden können. Damit verliert der Eurovision Song Contest dieses Jahr viele Zuschauer. Hunan TV überträgt seit 2015 den Eurovision Song Contest. Im ersten Jahr nur das Finale zeitverzögert zur Prime Time am Sonntag, seit 2016 alle drei Shows live und in Wiederholung zur Prime Time.

Ich konnte unter der Presse und den ESC-Fans nur positive Reaktionen vernehmen, also bin ich mit meiner Meinung dazu wohl allein, ich möchte sie hier trotzdem anfügen. Es ist total über reagiert und leichtsinnig dass die EBU die Zusammenarbeit mit Hunan TV abbricht. Nicht nur weil es dadurch spürbar weniger Zuschauer beim ESC geben wird und der Eurovision Asia Song Contest in seiner Umsetzung um einiges schwerer werden wird, es stellt die Veranstaltung und Europa an sich in ein sehr schlechtes Licht. In China existieren nun mal diese Gesetze und der Rundfunk muss sich an diese halten. Anders als die EBU sehe ich es nicht so dass die Grundwerte des ESCs missachtet wurden. Man hat sich nur an Recht und Ordnung gehalten.

China liegt im ostasiatischen Großkulturraum und dieser unterscheidet sich nun mal sehr stark vom europäischen. Da sollten wir glücklich darüber sein dass es im einwohnerstärksten Land der Welt ein so großes Interesse am ESC gibt. Verschiedene Kulturen lassen sich eben nicht mit allem vereinbaren. Konflikte und Regelbrüche von kaukasischen Ländern beim ESC sehen für Westeuropäer abnormal und kurios aus, so etwas ist in diesem Kulturen aber normal. Wir haben halt nicht solche Konflikte - und darüber können wir glücklich sein. Genauso sieht es mit dem chinesischen Fernsehen aus. Das Denken der Menschen ist eben anders als das hier in Europa. Dort ist man noch nicht so weit Tattoos und gleichgeschlechtliche Liebe als etwas normales anzusehen, von dem keine Bedrohung ausgeht. Auch darüber können wir glücklich sein dass wir hier schon weiter sind.

Ich bin selber eine komische Mischung aus schwul, bisexuell und biidentitär. Entsprechend finde ich es schade dass ein Beitrag wie der irische komplett aus dem Programm herausgeschnitten werden muss. Ich finde es trotzdem völlig absurd deswegen die Übertragungsrechte zu entziehen. Die meisten der LGBTQ+ Community freuen sich darüber. Mich macht der Entzug der Rechte nur viel trauriger als die Zensierung der Auftritte. Der einzige Weg in diesen Kulturkreisen eine Veränderung zu erzielen, ist es die Menschen vorsichtig an diese Dinge wie Homosexualität und Tattoos heranzuführen. Nur so merken die Menschen dass es nichts schlimmes, sondern ganz normal ist. Aber alles was damit zu tun hat als "Strafe" aus den chinesischen Medien zu verbannen halte ich für völlig verkehrt. Es ist das gleiche wie mit der Angst vor Ausländern, die in Deutschland momentan besonders groß ist. Dort wo die Leute mit vielen Menschen mit ausländischen Wurzeln konfrontiert werden, besteht keine Angst vor ihnen, die ist nur dort wo die Leute das nicht kennen und nicht merken dass es gar nichts schlimmes ist.

Alleine dadurch dass viele Chinesen den ESC sehen wird schon viel in dieser Hinsicht bewirkt. auch wenn entsprechendes zensiert wird. Die Menschen fangen dann an sich zu fragen ob das alles wirklich so nötig ist und es nicht viel besser sei das einfach alles zu zeigen. Es wird ein Umdenken in den Köpfen der Menschen angeregt. Der Grundstein der Veränderungen in diesem großen Land hervorbringt, denn alles andere kommt dann von alleine und ist nur eine Frage der Zeit. Der Eurovision Song Contest ist nicht ohne Grund die einflussreichste Fernsehsendung der Welt und das sollte sie für sich nutzen um die Welt zu verbessern und nicht um als Strafe diejenigen die anders sind auszuschließen. Die EBU sollte vielleicht doch mal mehr auf die Mottos schauen unter denen sie den ESC veranstalten lässt; Celebrate Diversity, All Aboard!

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